Zwischen 5 und 9 Uhr

Manche von euch kennen es sicherlich:

Zwischen 5 Uhr früh und so ca. 9 Uhr kriecht diese hässliche Anxiety hervor. Immer zu dieser Uhrzeit. Davor schlafe ich und danach flaut es ab und rückt etwas in die Ferne und wird unwichtig. Gibt es da ein seltsames Raum-Zeit-Gefüge?

5 Uhr

Zu dieser Zeit bereitet mir alles Sorgen und ich neige ja generell dazu, die Dinge über zu bewerten, mir unnötige Sorgen zu Allerlei und Allerhand machen (Was wäre wenn!? Aber jetzt ganz ehrlich, was wäre, wenn tatsächlich wenn, und hast du dir schon Mal überlegt, dass unter diesen Voraussetzungen und sie könnten wahr sein, ich meine, da fehlt nicht viel, es könnte durchaus sein – also hast du dir überlegt, dass vielleicht tatsächlich doch? Und sieh es mal so, dass wenn du es von der Seite betrachtest, also… so gesehen), ihnen mehr Raum als notwendig zu geben und scheitere nach wie vor an der „Ah, just f*ck it“-Einstellung bzw. an dieser „Kommt Zeit, kommt Tat und Rat“-Einstellung, an dieser, sich erst dann mit einem Problem zu beschäftigen, wenn es da ist. Ich denke mir: Wenn ich jetzt alle 12 Trillionen Möglichkeiten gedanklich durchgespielt habe, habe ich, wenn eine der 12 Trillionen Möglichkeiten zur Realität wird, bereits die Lösung! Macht Sinn, oder?

Anyway.

Das Allerschlimmste wird in Dinge, Aussagen und Handlungen interpretiert, alles, was schief gehen könnte, geht gedanklich schief und alles steht am Abgrund und es gibt keine Lösung, außer den Worst Case. Es gibt nur Verbrennung, Zerstörung, Void. Es gibt kein Entrinnen, nur die Konfrontation, in der Hoffnung, es wird besser und verschwindet. Aber das tut es nicht. Auch, weil es wiederkehrend ist. Selbst wenn die Antwort gegeben wird, es wird nur temporär besser, ein, zwei Tage. Dann kommt es erneut. Don’t worry. Ich habe es aktuell durchaus im Griff.

9 Uhr

So ca. ab 9 allerdings, lässt das Gefühl nach und eine gewisse „Logik“ setzt ein:

„Es ist nicht -jetzt- ein Problem, also kümmere dich darum, wenn es soweit ist.“

„Du kannst -jetzt- sowieso nichts dagegen machen, du stresst nur andere Leute damit.“

„Selbst wenn es so wäre, was kannst du -jetzt-, um 7 Uhr in der Früh dagegen tun? Du kannst niemanden anrufen deswegen, mit niemanden reden und auch keine Entscheidungen forcieren, damit du dich besser fühlst. Denk nach! Wenn es um 12, um 1 oder 3 immer noch da ist, dann kannst du mit jemanden drüber sprechen.“

Aber warum?

Ich frage mich was es ist: Ist es eine seltsame Hormon-Kombination, die frühmorgens einsetzt und alles durcheinander bringt? Ein Riss im Raum-Zeit-Kontinuum? Bin ich zu früh für meine innere Uhr wach und mein Serotin kickt erst ab 9? Oder weil alles ruhig ist, haben diese Gedanken „Platz“ und können herum geistern wie sie wollen? Weil nichts da ist, kein Geräusch und man mit seinen Gedanken sich selbst überlassen ist? Und das kann durchaus gefährlich werden.

Dieser Zustand hat übrigens nichts mit dem Umzug zu tun, er trat davor schon immer wieder auf.

Zurück in die Vergangenheit

Vielleicht sind diese 10-12h Arbeitstage ja deswegen eingeführt worden*, dass die Menschen sich nicht alle suizidieren oder im Wahnsinn enden, verbringen sie zuviel Zeit mit ihren eigenen Gedanken. Sie werden gestillt und beschäftigt. Vielleicht wurde eine tägliche Beschäftigung generell deswegen eingeführt.

Vielleicht ist es sogar eine Innovation aus der Zukunft, nachdem die 20h-Woche zu, nicht wie angenommen, psychischer und gesundheitlicher Verbesserung führte (zu Beginn schon, aber dann muss es wohl umgeschlagen haben) sondern zu mehr Depression weil Weltschmerz, sterbende Delfine, hungernde Kinder, Krieg und Elend plötzlich viel präsenter werden, da man plötzlich Zeit hat zu denken und man ja eigentlich, außer den eigenen Konsum in Frage zu stellen, tätig, nicht nur theoretisch, nichts tun kann und dem Hilflos ausgeliefert ist. Und wer garantiert, dass es damit getan ist? Die Menschen wurden/werden also müde, depressiv und kraftlos. Auch 20 Stunden waren angesichts der anhaltenden Sinn- und Denkkrisen nicht mehr möglich, sie wälzten sich im Bettchen hin und her und alles war schlecht, trübe und träge. Also beschlossen Wissenschaftler aus der Zukunft, die dem Elend nicht mehr tatenlos zuschauen konnten, zurück ins 21. Jahrhundert zu reisen und den 12h-Tag einzuführen, gerade noch rechtzeitig, als die Grünen und Linken dieser Welt den 30h-Tag einbringen möchten. Knapp vor den Abstimmungen, fälschte wer die Ergebnisse, ein paar Monate später fällt die Abstimmung, dass auch 12 Stunden am Tag gearbeitet werden darf. Einige Jahre darauf, wird es verpflichtend, die Menschen 12 Stunden, 6 Tage die Woche arbeiten zu lassen. Sonntags gibt es verpflichtende Fit-Kurse zwecks Versicherung und Work-Life Balance, denn nur wer Gesund ist, kann dem Unternehmen dienlich sein.

* Ich schreibe hier aus der Perspektive einer künftigen Gegenwart beziehungsweise einer bereits geschehenen Zukunft sowie einer, wie sie sich zugetragen hat, bestehenden Vergangenheit.

Währenddessen

Anyway, ich würde es wirklich gerne verstehen. Es könnte natürlich auch mit meinem immer wiederkehrenden Eisenmangel zu tun haben (I know, Arzt anrufen.. mach du doch!).

In diesen Momenten denke ich mir: Halte durch bis ca. 9, dann wird alles besser. Es wird eh schon besser, es rückt schon etwas in die Ferne. Und wenn nicht, dann sprich später darüber. Und wenn es aktuell keine Lösung dafür gibt, dann versuch dieser hässlichen Fratze, die sich von Unsicherheit und Zweifel nährt, nicht nachzugeben. Ignoriere sie! Es gibt noch andere Menschen, auf die du aufpassen musst.

Und wenn Unsicherheiten und Zweifel gerechtfertigt waren beziehungsweise sind, tja dann… wirds Zeit was an der Gesamtsituation zu ändern (oh, es ist 9 Uhr! Hallo Logik! My dear friend! Hallo Verstand! There you are! I missed you! Hallo Klugscheisserei! Nope, I didn’t missed you..).

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