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The Female Price of Male Pleasure, tjo..

Erst kürzlich las ich einen Artikel, den ich allen ans Herz lege: „The Female Price of Male Pleasure„. Und, vielleicht etwas netter formuliert als dieser Eintrag hier, rate ich zu diesem Beitrag: „Annäherung, ein Versuch„.

Eine kleine Anmerkung: Der erste verlinkte Artikel spricht vieles an, ich werde nur ein-zwei Dinge ansprechen.

Let’s start

Stellt euch folgende Situation vor: Ihr sitzt gemütlich in der Runde, das zweite Bier kommt, die Gespräche werden lockerer und irgendwann gehts um Sex. Und irgendwann fällt (mit ziemlicher Sicherheit) der Satz: „Die war aber voll langweilig im Bett“ oder „Der Sex war voll langweilig mit der“. Und jeder wird so seine Geschichte kennen, von sich selbst, von anderen, der Mann, der nicht auf seine Kosten kommt, die Frau, die langweilig war.

Es stellt sich die Frage: Warum? Warum war der Sex langweilig?

War die Frau zu passiv? Lag sie da wie ein Brett und rühte sich kaum? Dann warst du, lieber Mann, wohl zu schlecht um sie zu motivieren, in Stimmung zu bringen und sie so weit zu befriedigen, dass sie selbst Spaß daran hatte und vermutlich wollte sie einfach nur, dass das ganze aufhört und so schnell wie möglich vorbei ist. In diesem Falle, Gratulation: Mit der Aussage „Sie war langweilig im Bett“ hast du dich eben als extrem schlechten Lover geoutet. Und deine Kollegen übrigens auch. Tja, Shit happens.

Euch liebe Männer, die aufrichtig sind und eure Partnerin und ihr einfach unterschiedliche Vorstellungen habt, nehme ich davon aus – euch gibt es tatsächlich, aber ihr würdet auch nie in einer Runde sagen: „Der Sex mit meiner Partnerin ist langweilig“, weil das wäre abwertend und so seid ihr nicht, oder? Generell würde ein anständiger Mann nie derart abwertend über vergangene Liebschaften sprechen, also mit derartigen Äußerungen disqualifiziert ihr euch und bitte, wenn ihr anständig seid, weist auch eure Kumpels darauf hin.

Wo waren wir? Ahja. Wenn sie nicht zu passiv war, aber nicht das machte, was du wolltest – wie vielleicht einen richtig geilen Blow Job, oder Deep Throat oder auch Anal: Gratulation, du bist ein egoistisches Arschloch und brauchst lediglich eine Masturbationshilfe. Und mit dieser oder ähnlichen Aussagen „Sie gab nicht mal einen BJ“ hast du dich im Freundeskreis (erneut) als, ich sage es gern nochmal, egoistisches Arschloch und schlechten Liebhaber entlarvt, dem es lediglich um dessen eigene Befriedigung geht. Sei zumindest soweit ehrlich und gibs zu.

Und nein, keine sexuelle Handlung ist „normal“, nur weil sie „alle“ machen – was natürlich auch mit Porn zusammen hängt, denn dort machens alle, also ist es auch normal. Einerseits ist der viel zu frühe Kontakt (und das (hoffentlich) Fehlen von Erfahrungen in einem gewissen Alter sehr problematisch, als auch die Unfähigkeit reflektieren und erkennen zu können, dass es Fake ist – wobei sich diese Unfähigkeit nicht unbedingt mit steigendem Alter gleich entwickelt) und andererseits, die Darstellung, dass die Frau zwar aktiv sein soll, wenns um den Blow Job oder gewisses Gestöhne geht, aber sonst bitte passiv herhalten soll, bis der Mann mit seiner (eigentlichen) Wichserei fertig ist. See? Everything is connected.

Schmerzen? Ja is halt so.. 

Frauen, die nicht nur von klein auf dazu erzogen werden, hübsch zu sein, denen wird auch gesagt, dass das erste Mal weh tun wird. Bitte, mit welcher Vorstellung soll eine sexuell-selbstbestimmte Frau heranwachsen, wenn die erste Assoziation mit Sex Schmerzen sind? Aber natürlich, wir erleiden regelmäßig Menstruationsbeschwerden, a bissl Weh Weh beim Sex tut ja nix. Is halt so. Und oh Girl, warte ab, bis die Geburt kommt!

„bad sex“ suggests that men tend to use the term to describe a passive partner or a boring experience. […] But when most women talk about „bad sex,“ they tend to mean coercion, or emotional discomfort or, even more commonly, physical pain.“

Ein weiteres Problem: Wenn wir von schlechtem Sex reden, meinen wir Schmerzen. Und wir meinen, dass der Partner sich nicht um uns bemüht und/oder macht, worauf er grad Lust hat und aber vor allem auch, dass es weh tut. Ich selbst hörte von vielen Frauen, dass sie lieber kleine Penisse bevorzugen, weil es sonst zu Schmerzen kommt und sie halt „durchhalten“ müssen. Dass ein großer Penis für viele Männer ansprechend (und erstrebenswert) ist, kennen wir, wohl war, aus der Pornografie, je größer, desto besser die Befriedigung. Oh boy..

„When a woman says „I’m uncomfortable“ and leaves a sexual encounter in tears, then, maybe she’s not being a fragile flower with no tolerance for discomfort. And maybe we could stand to think a little harder about the biological realities a lot of women deal with, because unfortunately, painful sex isn’t the exceptional outlier we like to pretend it is. It’s pretty damn common.“

Es wird nicht gefragt: „Wie gefällt es dir?“ – oft wird angenommen, dass es schon passt. Und wenn nicht, wird sie schon was sagen? Das machen Erwachsene so. Und wenn eine Frau tatsächlich antwortete, auf die Frage, wie es ihr gefalle: „Ja, so gut ist es nicht..“ dann zweifelt der Mann gleich an sich selbst (denn Gesellschaft, Porn und Co haben ihm beigebracht, dass ers immer bringen muss) und das Gespräch ist sowieso schon dahin. Ja, die Sache ist kompliziert. Deswegen, redet!

Nun, back to topic: bevor sie mit ihren Bedürfnissen die „Stimmung“ kaputt macht, wird lieber gar nichts gesagt und gehofft, dass das ganze bald vorbei ist. Ja, auch du kennst so eine Frau. Nein, die Frau wird es dir nicht gesagt haben. Nein, nicht alle können über sowas „reden“, reden und sich gleichzeitig selbst nicht dabei abwerten (oder befürchten, der Partner werte einen ab, obwohl er/sie das eigentlich gar nicht tut, aber Sexualität ist etwas sehr fragiles) will gelernt sein.

Zusammenfassung

Also, bevor ihr annehmt, eine Frau sei „langweilig“ im Bett, weil sie passiv ist oder Praktiken ablehnt, die ihr so gerne hättet, überlegt warum: Warum ist sie passiv? Hat sie Schmerzen? Hat sie das Gefühl performen zu müssen weils in der Runde „jede“ macht? Und nein, das „Nein“-Sagen fällt nicht jeder leicht. Wenn sie gewisse Praktiken ablehnt, dann akzeptier das und reds nicht schlecht, oder möchtest du eventuelle gewisse Handlungen an dir vollzogen sehen? Eben. Und nein, der Satz „Es ist aber normal, jede macht das“ – streich dir den ziemlich schnell aus dem Gehirn.

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The Man

Man kann über Taylor Swift sagen was man möchte: Aber sie ist durchaus ein Genie.

Nicht, dass sich dieser Beitrag die Mühe macht, sämtliche Easter Eggs heraus zu filtern, aber einige wenige Szenen möchte ich euch durchaus näher bringen, die doppelten Standard, Sexismus und Stereotype zusammenfasst und perfekt thematisiert:

Ebenfalls bezeichnend: The Wolf of Wallstreet-Referenzen:

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„Pirates of the Caribbean 5: Salazar’s Revenge“

Review vom Mai 2018.

Wenn die Kritiken sagen, dass der 5. Teil der Reihe solide sei und damit eine Saga abschließe und eine neue beginne, so stimme ich dem zu. Ein Abenteuer, getragen auf den Schultern der beiden jüngeren Schauspieler; Jack Sparrow und Co. fungieren als Beiwerk – auch wenn Jack Sparrow mehr sein möchte, so sind seine Tage gezählt.

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Ich mochte den ersten Film, und mochte Keira Knightley – besonders im zweiten und dritten Teil – auch wenn sie lediglich Wills Love-Interest sein durfte und auch wenn sie selbstständig handelte –  geschah alles was sie tat im Bezug auf Will – was sich auch im 5. Teil nicht ändert. Aber immerhin: Sie ist dabei und die Szene, weswegen die Produktion für wenige Tage nach London reiste, ist nett. Sie fallen sich in die Arme und die Geschichte um Elizabeth und Will erhält ihr Ende (Anmerkung 2019: nachdem sie 10 Jahre auf ihn warten musste (ihr erinnert euch, das Herz und er kann nur alle 10 Jahre an Land weil verflucht und so), weil ja eh, das ist das was Frauen tun, 10 Jahre auf einen Mann warten. Nein, das ist nicht romantisch, das ist Bullshit.)

Der 5. Teil erfährt eine Entwicklung und zeigt bereits die Einflüsse moderner Zeiten: Carina ist gelehrte Astronomin und Uhrologin. Ihr Charakter besitzt eine eigene Geschichte, die ohne dem Zutun eines Love-Interest auf eigenen Beinen stehen kann. Ihr männlicher Gegenpart ist der Sohn von Will und Elizabeth – wie sollte es auch anders sein, der auf der Suche nach dem legendären Jack Sparrow ist. Als er Jack dann sieht ist er sichtlich enttäuscht. Wir auch, wir auch..

Unnötige Elemente

Teil 4 musste ich nach 20 Minuten abbrechen, da mir Johnny Depps Herumgefichtel so unglaublich auf die Nerven ging und ich keinen Nutzen darin sah, den Film weiter zu schauen. Dies änderte sich auch im bisher letzten Teil nicht, und ich kam gegen Ende zum Schluss, dass der Film auch ohne Jack Sparrow funktioniert hätte – wenn nicht sogar besser. Sicherlich fehlten der Komik sehr überdeutlich zu zwinkernde Szenen wie – Jack Sparrow reitet auf einem Haus durch die Stadt und der geknackte Safe ist gegen Ende leer – aber dafür klaubt das Volk die Stücke zusammen – oder dergleichen. Ja, man hätte darauf verzichten können, aber das gehört halt dazu. Meine Güte.

Nette Elemente

Die Black Pearl und die sehnsuchtsvollen und melancholischen Blicken ihrer einstigen Kapitäne, dem vom Fluch befreite und zu Fleisch gewordene Barbossa – der die neu gewonnenen Sinne reichlich auskostet und Jack Sparrow. Sie braucht Wasser! rief Barbossa, als das Schiff am Festland nicht größer als ein hübsches Miniatur-Schiff wird und Jack Sparrow sichtlich enttäuscht und verwirrt ist. Auch nett ist, dass die beiden ehemaligen englischen Soldaten mittlerweile Piraten sind. So finden auch sie ihren Platz in der Geschichte und damit ein Ende. Nein, der 5. Teil der Saga ist tatsächlich ein guter Schluss.

Fazit

Warum war die Reihe so erfolgreich? Es ist wohl die gesamte Kino-Zeremonie die Filme besser wirken lässt, als wie sie tatsächlich sind. Eine breite Leinwand, episch laute Musik und Dunkelheit. Insofern sollten sämtliche Kritiker Filme nicht mehr nur via Leinwand begutachten, sondern auf einem Notebook, noch besser, einem 12″ Tablett – und viele der Filme, die hoch gelobt werden, fallen vermutlich tiefer.

Fazit: Unterhaltend. 4 von 5 Black Pearls, 3 von 4 Glitzer-Dinger und 5 von 5 geweckte Meer-Sehnsucht.

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/fem-mode on: Fragen an die Welt zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Ist es nicht verantwortungslos, dass eine Brustabtastung 20€ und eine Ultraschalluntersuchung 40€ kostet (Recherche), Globuli aber von der Krankenkasse übernommen werden?

Und ist es nicht auch irgendwo unfair, dass Menstruationsartikel mit einer Luxussteuer belegt werden, als ob man es sich aussuchen könnte? Sicherlich gibt es Kosten- und Umweltfreundlichere Alternativen als wie Binden und Tampons, trotzdem geht es ums Prinzip.

Warum spricht niemand (oder wenn nur selten) über #RegrettingMotherhood? Es ist nicht selbstverständlich, dass jede Frau, die sich für ein Kind entscheidet, hinter her in Glück zerfließt. Selbst über Postpartale Depressionen wird häufig geschwiegen und betroffene Frauen stigmatisiert.

Warum müssen alte, weiße Männer über Frauengesundheit, Frauenrechte und deren Bedürfnisse entscheiden? Warum kann ein solches Komitee nicht aus 100% Frauen bestehen? Wie wäre es, wenn ein Kabinett über Männergesundheit sich nur aus Frauen zusammen setzen würde? Lächerlich, oder?

Warum wird im Jahr 2017 eine Frau angeklagt, weil sie öffentlich über den Schwangerschaftsabbruch informiert (im Klartext: Ein Kontaktformular anbietet für weitere Informationen) und warum kommt die Diskussion nicht ohne Worte wie „Kindsmord“ aus? Warum kann über ein Thema, dass so wichtig ist und alle mögliche Aufklärung und Nüchternheit benötigt, nur emotional sprechen? Wer hat etwas davon, wenn er über den weiblichen Körper fremdbestimmt?

Warum also spricht man über Frauen als seien sie Menschen zweiter Klasse? „Aber die Frauen! Die müssen ja auch erhört werden! Geh hört, die Frauen! Die armen Frauen!“ Zugegeben, das Thema ist schwierig, aber wer sich etwas mehr damit beschäftigt, wird den einen oder anderen Gedanken schon mal gehabt haben.

Warum werden Männer aus der Verantwortung genommen, wenn sich eine Frau leicht bekleidet zeigt und stattdessen sie zur Keuschheit ermahnt? Spricht, warum ist es die Schuld der Frau, wenn sie belästigt wird? „Hatte zu wenig an“ oder „Der Ausschnitt war zu tief“ sind keine Rechtfertigung. Ist es das Ziel der Männerschaft als triebgesteuerte Versager wahrgenommen zu werden, die ihr Genital beim Anblick bloßer Brüste nicht unter Kontrolle halten können?

Warum müssen Brüste noch immer sexualisiert werden? Warum können Männer problemlos oben ohne spazieren gehen, wenn an vielen Stränden es Frauen sogar verboten ist, oben ohne zu liegen?

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Cersei Lannister: Villain, Anti-Hero, Heroine

Auch wenn 2019 und das Ende von Game of Thrones noch in weiter Ferne liegen, bedeutet das nicht, dass es nichts zu erzählen gäbe. Erst gegen Ende der 7. Season dachte ich mir: Cersei ist eigentlich ziemlich cool – wenn sie die Möglichkeit dazu hat. Und anstatt sie zu verschmähen, zu hassen oder Lena Headey auf Conventions zu meiden, sollte man einen Blick tiefer in ihre Geschichte und auf ihren Charakter werfen. Cersei mag sich als Gegenspielerin einen Namen gemacht haben – aber wenn man genau hinblickt, erkennt man eine Anti-Heldin, wenn nicht sogar eine Heldin.

Achtung, dieser Artikel enthält Spoiler für Season 7 und behandelt Film-Cersei.

“I don’t play her as a villain. I just play a woman who is a survivor and will do exactly what a man would do — which is, you know, murder somebody when you’re in a war.” – Lena Headey

Warum mögen wir Anti-Helden?

Warum findet Walter White (Breaking Bad) Anklang? Weil er cool ist? Sicherlich auch. Auf seinem Weg vom Krebspatienten zum Drogendealer, der lediglich seine Familie beschützen will, verzeiht man ihm vieles: Er lügt, bringt andere in Gefahr und wird kriminell, während seine Frau Frau Skyler für die selbe Intention und dahin gehendem Verhalten, aber ohne sich und ihre Familie unnötiger Gefahr auszusetzen oder das Gesetz zu brechen, verurteilt wird. Im Gegenteil, sie ist die Spielverderberin, ähnlich wie Carmela Soprano.

Warum funktioniert es bei Jessica Jones oder Wynonna Earp? Liegt es an den männlichen Stereotypen, die beide aufweisen wie Hang zum Alkoholismus, derbe Sprache und physische Stärke, die wir mit Anti-Helden verbinden und dadurch auch Frauen in der Rolle akzeptieren? Liegt es tatsächlich an der Geschlechter-Dualität und starren Rollen-Verteilung?

Dieser Vergleich lässt sich in gewisser Weise auch auf Arya und Daenerys übertragen. Wenn Arya einen Familienmord an der Frey-Familie verübt, freut sich der Zuschauer wie ein Kind zu Weihnachten. Röstet Daenerys hingegen die gesamte Lannister-Armee, wird sie für wahnsinnig erklärt – denn wir sympathisieren mittlerweile mit Jamie Lannister. Und wenn Cersei strategisch taktiert, um sich ihren Feinden zu entledigen, sei es auch mal in dem sie ein gesamtes Gebäude explodieren lässt, folgt ein Shit-Storm sondergleichen. Warum? Erlauben wir Frauen mit traditionelle Rollen nicht (ohne dem Attribut der Femme-Fatale, Jugend oder allgütigen Mutter-Figur) Macht zu besitzen?

Oder liegt es daran, dass wir mit Drachen und der jungen hübschen Khaleesi und den Stark-Kids eher sympathisieren, als mit den Lannisters, den von Beginn an inszenierten Gegenspielern. Vermutlich tragen mit Lust gebrochene Tabus wie Inzest und die deutlich zur Schau gestellte Arroganz der Lannisters mit dazu bei, dass man sie nicht mag. Vielleicht liegt es auch an der Jugend der Stark Kids und auch Daenerys, während Cersei an die „nörgelnde Mutter“ Schwieger-/Mutter erinnert, die bereits ihren Platz und Rolle gefunden haben soll, und durch ihr Ausbrechen aus diesem System unser gewohntes Bild über den Haufen wirft – und uns somit in eine verzwickte Lage bringt.

Natürlich lassen sich diese Fragen nicht exakt beantworten, aber ich möchte versuchen einen Denkanstoß zu geben, warum Cersei kein Bösewicht, sondern eine Anti-Heldin ist, und vielleicht, unter gewisser Betrachtung, nicht nur zur Heldin, sondern fast schon zur feministischen Ikone wird.

Was unterscheidet Helden von Anti-Helden?

Der Anti-Held ist der Gegenpart zum Helden. In der Literaturwissenschaft ist der Anti-Held eine passive, resignative oder generell eigenschaftslose Person, die nicht in der Lage ist Entwicklungen aktiv zu beeinflussen und den Einflüssen der Umwelt ausgesetzt ist. Ein Held hingegen ist eine strahlende Figur und glich lange Zeit dem antiken Vorbild der Unfehlbarkeit, bis er im 18. Jahrhundert auch Fehler haben durfte und diese mittlerweile überwinden darf, um seine Heldenreise zu vollenden. Heute ist der filmische Anti-Held jemand, der nicht in die vom Autor geschaffenen Strukturen passt, Schwierigkeiten damit hat und außerhalb der Norm agiert und reagiert. Seine Geschichte zeigt dessen Unvermögen in der bestehenden Umwelt auf, mit der er sich nicht identifizieren kann. Er selbst hat Fehler und Schwächen. Häufig weist er selbstzerstörerische Eigenschaften auf (schlechte Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum, Drogen) und legt sie auch nicht unbedingt ab. Er lebt damit.

Einfacher gesagt, wenn sich der Held mit Unfehlbarkeit und kleineren Fehlern brüstet und diese gegen Ende überwindet, muss der Anti-Held mit diesen leben und wird sie kaum überwinden. Und eigentlich ist die Bezeichnung „Anti-Held“ nicht einmal so griffig, denn genau in dieser Auseinandersetzung mit der geschaffenen, suboptimalen Umwelt, in der sich der Charakter befindet, wird er zum Helden. In dem er sie meistert oder auch nur akzeptiert und nicht daran zu Grunde geht.

Vielleicht interessanter:

Anti-Heldinnen

Anti-Helden und besonders Anti-Heldinnen sind nicht der Preis, der am Ende des Zieles wartet. Anti-Heldinnen sind selten, wenn überhaupt Love-Interest, viel mehr aber Protagonist. Sie lassen eine allgemeine „likeablility“ vermissen und stellen weder Hure noch Heilige dar. Viel wichtiger: Es ist ihnen egal, ob sie gemocht werden, von der Audienz, dem männlichen Counterpart oder anderen Charakteren. Anti-Heldinnen unterliegen gewissen Charaktereigenschaften, die bei männlichen Charakteren nie so wirklich negativ ins Blickgeld fallen. Sicherlich wird übermäßiger Alkohol-Konsum mittlerweile generell als negativ bewertet, trotzdem fällt dieser bei Frauen eher ins Gewicht als bei Männern.

Anti-Heldinnen weigern sich flach und klischeehaft gehalten zu werden, weigern sich Zwecken zu dienen, die eigentlich keine sind. Sie sind ungern dazu da, die Geschichte des Helden voran zu treiben, sondern agieren um ihrer selbst willen. Sie erinnern den Zuschauer schmerzhaft daran, dass traditionelle Rollen und verhärtete Denkweisen aufgebrochen werden müssen. Typische Anti-Heldinnen in Westeros sind Arya Stark (deren Motiv Rache ist), Brienne of Tarth (für welche Gerechtigkeit mehr wiegt als alles andere), Yara Greyjoy (die in, für ihr Geschlecht, untypischen Strukturen lebt und dementsprechend agiert) und in gewisser Weise auch Daenerys Targaryen, die weder Hure noch Heilige ist, ein konkretes Ziel verfolgt (den Thron) aber keine traditionell männlichen Attribute zur Schau stellt (und ebenfalls ins Kreuzfeuer gerät). Und: Cersei Lannister.

Cersei Lannister und Westeros

Die Welt von Westeros ist patriarchal geprägt. Cersei wuchs in einem männlichen Umfeld auf und beobachtete den Spielraum der Akteure, ohne Möglichkeit selbst daran Teil zu nehmen, und dies lediglich aufgrund ihres Geschlechtes. Sie lernte, ohne aber das Wissen je selbst anwenden zu können beziehungsweise zu dürfen. Wie viele junge Mädchen war sie in Rhaegar Targaryen verliebt und wurde in eine arrangierte (und unter anderem gewaltvolle) Ehe mit Robert Baratheon gezwungen, der eigentlich eine andere Frau (Lyanna Stark) liebte.

“When we were young, Jaime and I, we looked so much alike even our father couldn’t tell us apart. l could never understand why they treated us differently. Jaime was taught to fight with sword and lance and mace, and l was taught to smile and sing and please. He was heir to Casterly Rock, and l was sold to some stranger like a horse to be ridden whenever he desired.” – Cersei Lannister, „Blackwater“

Ihr Bruder Jaime lebt quasi das alternative Leben von Cersei. Ein Leben, dass sie hätte haben können, wäre sie als Mann geboren worden. Und beide haben eine ähnliche Reise: Beide waren arrogante Kinder und beide erleiden Blöße: Cersei verliert beim Walk of Shame eines ihrer femininen Attribute aufgrund ihrer Affäre mit Jaime und Jaime verliert als Swordsman und Ritter seine Hand. Während Jaime aber nach Hilfe sucht, verschließt sich Cersei und versucht energischer als zuvor, ihre Macht zurück zu holen – koste es was es wolle. Und dies macht sie, in meinen Augen, fast zu einer feministischen Ikone: Sie nimmt ihr Leben selbst in die Hand, auch wenn das bedeutet andere zu verletzen. Sie tut, was getan werden muss, um das eigene Überleben zu sichern.

Cersei Lannister: Anti-Heldin

Cerseis Ambitionen und Motivation isolieren sie vom traditionell weiblichen Charakter, der zu Beginn von Game of Thrones üblich war. Nach dem Tod ihres Vaters musste sie handeln, um ihre Macht auszubauen. Sie fordert den Zuschauer heraus, stereotype Geschlechterrollen neu zu hinterfragen. Nicht mehr ist sie die Frau, die still daneben sitzt, sondern jene, die trotz ihrer weiblichen Präsenz, Wort und Initiative ergreift. Wenn Arya, Brienne und Yara sich dem Männerbild anpassen, mag Cerseis Verhalten verwirren – denn man kennt es in dieser Welt nicht anders. Sie schneidet sich nicht die Haare ab und trägt auch keine Hosen, um akzeptiert zu werden.

Hätte Cersei sich ihrem Vater oder ihrem Bruder untergeordnet, wäre sie gemocht worden. Oder zumindest hätten wir Mitleid mit ihr gehabt. Aber darauf legte sie nie Wert. Es ist ihr reichlich egal, ob das Volk sie hasst. Sie beweist immer wieder Klugheit und versucht sich in Schlüsselpositionen zu manövrieren, sei es, dass sie sich mit zwielichtigen religiösen Fanatikern einlässt (deren Machenschaften sie leider aus Arroganz nicht kommen sieht) oder bestimmte Morde in Auftrag gibt. Und welche anderen Mittel bleiben ihr zwecks Machterhalt als Frau in Westeros sonst übrig?

Selbst ihre Beziehung zu Jaime kann als eine Art Rebellionsakt gesehen werden, um wieder Kontrolle über ihren Körper zurück zu erlangen, die ihr durch die Ehe, als Gegenstand für Sex und Kinder, genommen wurde. Wenn gute Frauen, gebrochene Männer retten, so bleibt die gebrochene Frau sich selbst überlassen. Kein guter Mann versucht sie zu retten. Sie verliert ihre Tugend und wird zur Hexe, die verstoßen im Wald leben muss. Als Anti-Heldin ist sie nicht diejenige, die gerettet werden kann – aber auch nicht gerettet werden will. Und gegen Ende ist es Cersei, die auf dem Thron sitzt und alles in ihrer Macht stehende tut, um diese Position zu halten.

Von wiederholenden Vergewaltigungen (nicht nur durch ihren Ehemann, sondern auch Bruder) bis hin zum Walk of Shame (als Strafe für ihre Beziehung zu Jamie), waren es Männer, die ihr am nächsten standen und diese Taten vollzogen. Ihr Vorgehen gegen Margery und die Vernichtung der Sept of Baelor speisen sich aus dem Verlust von politischer Macht, was wieder zu einer marginalisierten Position geführt hätte und hat. Nach dem Walk of Shame wird sie von politischen Entscheidungen exkludiert und muss mit den anderen Frauen auf der Seite sitzen.

Cerseis Motivation ihre Familie zu beschützen und den Namen ihres Hauses zu bewahren, ihr Durchhaltevermögen und Konsequenz, um jene Macht zu behalten in deren Besitz sie nun ist, lassen sie, in meinen Augen, zur Heldin werden.

Cersei Lannister: Heldin

„You should have taken the realm for yourself. Jaime told me about the day King’s Landing fell. He was sitting in the Iron Throne and you made him give it up. All you needed to do was climb the steps yourself. Such a sad mistake. … When you play the game of thrones, you win or you die — there is no middle ground.“ – Cersei Lannister, „You win or you die“

Alles was sie tat, leitet sich daraus ab. Sie kennt das Spiel um den Thron, sie weiß wie Macht funktioniert und taktiert. Sie steht zu ihren Motivationen und schert sich einen Dreck darum, ob ihre Handlungen und die Weise sie zu erreichen, verwerflich sind. Sie lebt es und will es und handelt dementsprechend. Cersei entschuldigt sich nicht ständig für die Dinge die sie tut. Im Gegenteil, sie steht dazu. Auch das lässt sie zur Heldin werden. Vielleicht sogar zu einer feministischen Ikone, einem Vorbild, dem wir vielleicht etwas mehr Beachtung schenken sollten.

Ihre Liebe zu ihren Kindern und die Art wie sie sie beschützte, ließ sie in den Augen der Zuschauer menschlich werden. Und in gewisser Weise zeigt man Verständnis, wenn sie die Macht, die sie bisher nur aus der Ferne beobachten konnte und deren Unterlegene sie war, nicht mehr aufgeben möchte.

Cersei sitzt gegen Ende der 6. Season auf dem Thron. Sie agierte strategisch und handelte den Umständen entsprechend; verfolgte das, was sie von Männern wie ihrem Vater, ihrem Mann und anderen lernte und wandte es zielführend an. Cersei ist nicht verrückt, sondern politisch – was sich zwar nicht ausschließen muss, aber lediglich zu behaupten, sie sei wahnsinnig, tut ihr Unrecht.

Cersei tut, was sie tun muss, um ihre Macht zu halten. Cersei tut, was sie tun muss, um zu überleben. Abgesehen von all diesen Aspekten, wäre es einfältig und naiv Cersei als wahnsinnig, verrückt oder böse abzustempeln, sondern als ambitioniert, klug und durchsetzungsfähig.

Unglücklicherweise stellt sich Cersei in Season 7, die generell die Martin‘sche Feder vermissen lässt, gegen alle Vernunft und kann zurecht als etwas ignorant bezeichnet werden. Aber ginge man davon aus, dass die Welt nicht von Zombies bedroht werden würde..

Konklusio

Eine lieblose Zwangsehe, Vergewaltigungen, Tod ihrer Kinder, der Walk of Shame und Belustigung über ihre Romanze zu Jaime – trotz alledem ist sie die erste Frau in Westeros, die tatsächliche Macht in den ihren Händen hält. Kann man Cersei wirklich für ihre Taten verurteilen? Kann man sie dafür verurteilen, dass sie versucht alles mögliche zu tun, um nicht wieder in ihre alte Stellung zurück zu fallen? Erneut: Aryas Familienmord und Daenerys Feldzug unterscheiden sich nur marginal von Cerseis Handlungen.

Kann man Cerseis Selbsterhaltungswillen wirklich für „böse“ empfinden? Wenn man sich ihre Taten in einem größeren Zusammenhang, als nur im aktuellen Kampf um den Thron betrachtet, kann sie durchaus als Heldin gelten.

Dass Cersei auf den ersten Blick unsympathisch wirkt und einen Rattenschwanz an negativen Kritiken mit sich zieht, liegt sicher auch daran, dass es in den ersten drei Büchern keine Erzählung aus Cerseis Perspektive gibt. Es ist leichter, jemanden als „böse“ zu sehen, wenn man ihn immer nur durch die Augen von Sansa oder Tyrion sieht. Ihr erster Auftritt folgt in „A Feast for Crows“. Auch trägt dazu bei, dass sie bereits in Season 1 mit unsympathischen Tendenzen (Inzucht, Arroganz, usw.) auftritt, und die Gewalt, die sie erfahren hatte, durch wenige Sätze quasi belanglos (weil es eben so ist) und bereitwillig akzeptiert wird. Man sieht es nicht, es war schon immer so, also kann es nicht so schlimm sein oder? Erst als Sansa Stark, die zu Beginn als verzogene Göre auch nicht gerade beliebt ist, von Ramsey vergewaltigt wird, folgt der Ruf die Serie zu boykottieren.

Cerseis Entscheidung für Gewalt und das Niederbrennen ihrer Feinde ist ein Akt der Vergeltung als wie auch der Selbsterhaltung. Erneut, sie tut, was notwendig ist.

Aber nicht nur Cersei unterliegt diesen beiden Zügen, auch Jon Snow, Arya Stark und Daenerys, selbst Tyrion wenden diese an, und werden dafür gelobt und bejubelt. Dass man Cersei nicht als gleichwertig akzeptiert, liegt wohl auch am unglücklichen Zustand, dass sie jene unterstützt, die wir hassen und die Gegenspielerin jener ist, die wir lieben. Aber abgesehen aller emotionalen Sympathien tut Cersei nur das, was sie muss: Überleben.

Quellen:

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„Mary Magdalene“

Nachdem es von der Kirche keinen Aufschrei gab und weder „Häresie!“ noch „Ketzerei!“ durch die Boulevardblätter flatterte, darf und kann man getrost annehmen, dass sich der Film im Rahmen des Akzeptablen bewegt und einigermaßen gemäßigt inszeniert wurde. Kurz: Das beste Wort, dass mir einfällt um ihn zu beschreiben ist „decent“.

„Garth Davis attempts a fresh, feminist portrait of the Apostle to the Apostles, but there’s not much passion in this play.“ (variety.com)

Der Abspann lässt uns wissen, dass Papst Gregor um 591 Maria Magdalena die Rolle der Prostituierten zugeschrieben hatte, wie man sie bis heute kennt und bis vor kurzem auch gelehrt wurde. 2016 wurde dies widerrufen und ihr den Titel „Apostel der Apostel“ zugesprochen.

Rooney Mara ist hervorragend in der Rolle besetzt: Schwarze Haare, blaue, ewig wässrige Augen und eine Haut wie Elfenbein. 32 gäbe man ihr nicht, 22 gerade noch. Joaquin Phoenix ist mit seinen 43 vielleicht nicht zu alt, um Jesus zu spielen, der 10 Jahre jünger war, wirkt aber dennoch zu „alt“ und erinnert an einen verschrobenen Sektenführer.

„He’s about as charismatic as Charles Manson: more cult-leader than messiah, with dark, angry eyes and moody silences. He goes away often to sit by himself on a rock, which at least offers meagre respite for the viewer.“ (smh.com)

Außerdem fand ich es schade, dass kein israelischer oder nahöstlicher Schauspieler die Rolle des Messias übernehmen durfte. Besonders niedlich besetzt fand ich Judas (Tahar Rahim), der sich wie ein kleiner Zappelphilipp (so nannte man früher hibbelige und übermotivierte Kinder) dem Wahnsinn nahe hinein steigert, Jesus schlussendlich verrät und sich suizidiert. Aber war es ein Vergehen, wenn es genau so passieren hatte müssen? Eigentlich nicht. Aber da ich keine Ahnung von Kirchengeschichte habe, nicht religiös erzogen wurde und der Religionsunterricht in der Volksschule schon Jahre, Jahre her ist..

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Eine beziehungsweise zwei Szenen blieben mir besonders in Erinnerung, die einen wieder mal daran erinnern, dass das Patriarchat ziemlich viel Irrsinn gestiftet und Schei*e angerichtet hat. Dezent, aber trotzdem zynisch, dringt die feministische Sichtweise, die der Film durchaus tragen darf und soll, durch.

Jesus spricht in einem Dorf zu Frauen, weiß aber nicht was er lehren soll. Er zieht Mary zu Rate. Eine Dame mit scharfer Zunge meldet sich: wem sollen sie denn glauben, ihren Männern und Vätern oder Gott? In ihrem Herzen natürlich Gott. Sorry, but what the..? Im Klartext: Unterwerft euer Fleisch den Herren, aber in euren Herzen dient ihr Gott. Selbstbestimmung? Nada.

Sie erzählt ihm von einer Frau, die mit einem anderen Mann als ihrem Ehemann erwischt und daraufhin von diesem und dessen Brüdern vergewaltigt und ertränkt wurde. Und Jesus sagt: Forgive them. Forgiveness in your face. Die sarkastische und durchaus zynische Frau hat alles Recht wütend zu sein. Gleichzeitig wird mit dieser kurzen Rede veranschaulicht, wie wenig Frauen Mitspracherecht besaßen. Selbst Mary wird verstoßen, als sie den fremden Männern folgt und weigert sich zuvor, verheiratet zu werden. Kein Mann werde sie mehr angreifen, sagt ihre Schwester, ihrer Familie bringe sie Schande. Obwohl wir darüber informiert sind, und wissen, dass es in vielen Ländern nach wie vor Tagesordnung ist, ist es einfach unfassbar.

Die zweite Szene spielt sich am Ende ab: Petrus, der von Anfang an an Mary gezweifelt hatte, ob sie die Gruppe nicht spalten würde, wirft ihr im Endeffekt genau dies vor. Sie, die als letzte den Toten und als erste den Wiederauferstandenen gesehen hatte, weiß, dass sich das Königreich von dem er sprach, in den Menschen selbst befindet, es sei bereits hier – aber die Apostel, allen voran Petrus, glauben, dass Königreich werde erst noch kommen. Sie verlässt die Szene mit energischen Worten, dass sie gehört werden will und sich dies nicht nehmen lassen wird. In diesem Falle, nein. Zumindest folgen ihr die getauften Frauen.

Ist es also, so die Schlussfolgerung des Filmes, die Eifersucht der Apostel, die Maria Magdalena in Vergessenheit gerieten ließ? Durchaus möglich. Ob die Jesus und Mary nun mehr als nur platonische Freunde, darüber streiten Historiker seit Jahren. Ich hoffte ja auf eine Sexszene, aber die kam nie.

„The Gospels call Jesus “Rabbi” (Matthew 26:49, Mark 10:51, John 20:16). Rabbis, then as now, are married. If Jesus wasn’t married, someone would have noticed.“ (huffingtonpost.com)

Fazit

Schwächen hatte der Film insofern in seinen Längen, als auch in seiner „Decent-ness“, denn so beige die Protagonisten gekleidet waren, so beige war dann auch die Inszenierung. Jesus litt und wir sahen die Wunden, so auch die Kreuzigung, und auch wenn Jesus den Qualen vom Wissen um den eigenen Tod ausgesetzt gewesen sein muss und dergleichen, schafft es Joaquin Phoenix nicht, dies ordentlich zu spielen. Er überdramatisiert gewaltig und erinnert an einen kurz vorm Wahnsinn stehenden Sektenführer, der beinahe manisch-depressiv versucht seine Lehre in die Welt hinaus zu tragen. Aber sicherlich, Jesus zu spielen ist nicht einfach. Viele scheiterten daran und ich weiß nicht, ob ich je eine gute Performance sah, außer in Jesus Christ Superstar und Das Leben des Brian. Always look on the bright side.. of life..

Sehr positiv, voller Hoffnung und so gar nicht leidend wurde der Charakter selbst gestaltet. Zwar bleibt Mary, wie alles andere, blass und man weiß nicht, was will sie eigentlich und warum sie Jesus folgt – aber sie versprüht Hoffnung und Optimismus. In erster Linie ist sie es, die von Jesus angesprochen und gebeten wird, seine Anweisungen auszuführen, wie Menschen segnen oder taufen. Und im Endeffekt kommt ihr eine viel größere Rolle zu, als wie man es bisher annahm.

Fazit II

„Der zugrunde liegende Befund, dass eine Frau im strikt patriarchalen System nur dann stark sein kann, wenn sie sich außerhalb des Sexuellen stellt, könnte kritisches Potenzial entfalten.“

Und: „Ob Sexualität dabei sublimiert, transzendiert oder schlicht verdrängt wird, ist eine akademische Frage, in jedem Falle ist sie praktischerweise aus den Film verschwunden. Zurück bleibt eine bereinigte Weiblichkeit, bürgerlich anschlussfähig und ökumenisch kompatibel“(tagesspiegel.de)

Andere Reviews und Links

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„Justice League“

Der Film wurde kurzfristig noch in einen anderen Saal verlegt, hatte dadurch Verspätung – und führte dazu, dass er ohne jegliche Werbung oder Trailer begann. Und so beginne auch ich ohne große Umschweife: Er war nicht ganz so schlecht, wie ich ihn mir erwartet habe, gäbe ihm aber trotzdem kein „befriedigend“. Ein schwaches „genügend“ muss ausreichen. Vielleicht wäre er richtig schlecht gewesen, hätte man die 50 Minuten von Zack Snyders Original Cut beibehalten. Ursprünglich war der Film auf fast 3(!) Stunden geplant gewesen. But.. Why?

Anyway. Spoiler

Wtf #1: Up-Skirt-Shots

Warum gerade zu Beginn sieben Pantie-/Hintern-/Up-Skirt-Shots (ab dem dritten Mal zählte ich) von Wonder Woman zu sehen waren und danach kaum mehr, lässt sich nur auf die unterschiedlichen Leute zurück führen, die hinter der Kamera zu Gange waren, oder auch nicht. Vielleicht war der Hintern-Fetisch auch irgendwann befriedigt. Trotzdem: Eine Frau steht breitbeinig mit kurzem Rock vor einem Abhang und der Kamera fällt nichts besseres ein, als überlange Sekunden auf ihrem Höschen zu verweilen? Wtf? Seriously?

Und hier beginnt die erste Kontroverse: Natürlich macht es einen Unterschied, ob, wie im Falle von Aquaman und Superman das maskuline Ideal ästhetisch und heroisch in Szene gesetzt wird, oder ob lediglich Hintern und Dekolletee besondere Aufmerksamkeit bekommen, und das in einer Weise, die an billigem Voyeurismus kaum mehr zu übertreffen ist. The Flash durfte sich übrigens nicht entblößen und trägt sogar drei Schichten an Kleidung.

Ja, man darf Frauen erotisch inszenieren. Und ja, Frauen dürfen sich sexy und erotisch kleiden – in diesem Falle aber übertreibt der Kostüm-Designer, wenn Diana nur eines trägt: Hauteng; und die Kamera erneut überlang auf ihrem Hintern verweilt. Ich sage auch nicht, dass es zwangsläufig schlecht ist, wenn das Kostüm knapp und eng ist, soll es so sein – sofern nicht nur eine gewisse Klientel bedient beziehungsweise eine gewisse Wirkung erzielt werden möchte. Aber warum der Rock im Vergleich zu Wonder Woman gekürzt werden musste, ist und bleibt mir schleierhaft. Die Kombination – „Mann = heroisch, maskulin“ und „Frau = A** and T*ts“ – tritt leider immer wieder in Erscheinung.

Mit anderen Worten: Die Inszenierung von Wonder Woman alias Diana Prince unterliegt dem „male gaze“ und Patti Jenkins täte gut daran, sich sämtliche Rechte für Wonder Woman zu sichern. Und auch wenn Gal Gadots Performance nicht unter der Darstellung litt, gleicht ihre Rolle in Justice League mehr der einer Mutter, die auf ihre Buben aufpassen und sich nebenbei dem Gegner, Steppenwolf, die meiste Zeit alleine annehmen muss.

Ich gehe davon aus, dass das Sequel zu Wonder Woman wie gewohnt über all die anderen Filme thronen wird.

Wtf #2: Die Amazonen

Auch ich kann nur wiederholen, was bereits gesagt wurde: Warum der Kostümwechsel? Ich unterstützte die Meinung, dass Frauen (im Argument wurde angemerkt „die in einer reinen Frauengemeinschaft leben“) sich so leicht bekleidet geben dürfen wie sie wollen – aber darum geht es nicht. Es geht nicht um knappe Kostüme, sondern um Funktionalität versus, erneut, „male gaze“. Ist es also notwendig und Zielführend, dass ein Kriegervolk Bauchfrei in den Krieg zieht? Warum nicht gleich mit freiem Oberkörper und ausgebrannter Brust, wie Herodot und Homer es gerne überlieferten? Zumindest griff man, wie bereits in Wonder Woman, auf tatsächliche Athletinnen und Boxerinnen zurück. Es ergibt einfach keinen Sinn. Im Training, ja. Im Krieg? Nein.

Lesenswert übrigens dazu:

Wtf #3: Dianas erzwungener Flirt mit Batfleck

Was dachte man sich dabei? Zwischen Mimimi-Batfleck und Diana gab es null Chemie. Nada. Niet. Es wirkte erzwungen und fehl am Platz, lieblos eingeschoben um irgendwann wieder darauf zurück greifen zu können. Außerdem, warum sollte sich Diana nach Steve Trevor mit Bruce Wayne abgeben? Ich spürte Chemie zwischen the Flash und Wonder Woman und überlegte für einen Moment lang, dass es nett wäre, wenn sich Wonder Woman dem Jüngling annähme – immerhin werden Beziehungen zwischen älteren Frauen und jüngeren Männern immer noch stigmatisiert, während der kahlköpfige 60jährige zu seiner jungen Freundin beglückwünscht wird. Davon abgesehen, dass Diana bereits weit aus älter ist, als alle anderen. Ich spürte sie auch etwas zwischen Aquaman und Wonder Woman, der unter Einwirkung des Lassos für einen sympathischen Moment sorgte.

Die Kontroverse: Fast jede Interaktion, sei es mit Batfleck, der sich wie ein kleiner Schulbub verhält, the Flash, der offenbar überwältigt ist (verständlicherweise) oder Aquaman, der ihr Komplimente macht (unter Einfluss des Lassos), legt nahe, dass ein Mann (sexuell) an Diana interessiert sein muss – bis auf Cyborg, dem offenbar die notwendigen Körperteile dazu fehlen. Erneut: Es ist nicht verwerflich, eine schöne Frau zu zelebrieren, aber in diesem Falle werden viele Interaktionen von einem unnötigen Sex-Appeal begleitet.

Die restlichen Charaktere

Batfleck, der sich noch mehr in Selbstmitleid suhlte als zuvor (Hello Darkness my old friend…), lässt sogar noch mehr nach. Er jammert und attackiert Diana verbal. Es tut nicht einmal zur Sache, dass er alt und gebrechlich wird, denn irgendwann ist auch die Zeit für Superhelden vorbei, aber dieses Leiden und endlos zur Schau gestellte Selbstqual.

Aber gut, Batman hat es nicht leicht. Nach Nolans The Dark Knight-Trilogie (und ja, man muss es immer wieder sagen) müsste man sich a) mehr Zeit nehmen oder b) eine komplett andere Richtung einschlagen, wie hier zum Beispiel. Der Trailer zu Batman Ninja von Warner Bros. Japan wurde in Tokyo auf der Comic Con vorgestellt und überzeugt sofort:

The Flash war, wie Spiderman in Civil War, der auflockernde Faktor. Er wirkte authentisch begeistert – und ich mag es, wenn sich Charaktere (oder auch reale Menschen) für etwas begeistern können – denn dies fehlt vielen Erwachsenen oder Superhelden, die nur mehr düster und leidend sind. Barry hingegen ist fasziniert von Batman, dem Batcave und alles um sich herum. Ein willkommener Lichtblick.

Cyborg war interessant, wenn auch seine Geschichte zu kurz geriet und man dadurch weniger Anteil an seinem Verlauf nahm.

Aquaman aka Khal Drogo aka Ronon Dex ist so wie Jason Momoas Instagram: Der trinkfeste Krieger. Wasserfest und ansehnlich darf er kämpfen, männlich und derb sein, heroisch durch Luft und Wasser wirbeln, Elemente bändigen und auf einem Insekt durch ein Hochhaus surfen. Leider gerät er aber schnell wieder in Vergessenheit.

Generelle Kritik

Die Geschichte war flach und dass der bereits tote Superman zurück geholt und folgend die gesamte Welt retten musste.. Und ja, die CGI-Lippe wirkte befremdlich. Superman hätte soviel mehr an Charakter und Charme gewonnen, hätte man all seine Szenen mit Moustache geschossen.

Fans setzten sich wenig später dafür ein, die original Zack Snyder-Fassung sehen zu können; trotzdem glaube ich dass Joss Whedon der Fassung Gutes tat. Mance Rayder, Anführer der Wildlings (GOT), synchronisierte übrigens den Bösewicht.

Eindeutige Heldin des Filmes: Das kleine, russische Mädchen mit dem Insektenspray, dass ihn aber schlussendlich doch nicht verwenden durfte. Warum? Warum ließ man das Mädchen nicht einmal abdrücken? Eine verschenke Chance.

Und weil Joss Whedon seine Finger im Spiel hatte, Thx Nerdist:

Lesenswert

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„The Handmaid’s Tale“ und warum die Thematik wichtiger denn je ist

Wenn ich lese, habe ich immer einen Stift zur Hand. Manche Stellen muss man kommentieren. In „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood finden sich häufig drei kleine Buchstaben: wtf. Wenn im Buch die Langeweile und Eintönigkeit zur Geltung kommen, sind es in der Serie die Grausamkeiten, die oft angedeutet, aber nicht direkt zur Schau gestellt werden. Und das ist gut so. Aber all jene Grausamkeiten die nüchtern gezeigt oder mit Leichtigkeit erahnt werden können, sind nichts unbekanntes. Irgendwo, irgendwann, war alles schon einmal da.

Dass Religion ein nicht unwesentlicher Teil in der ganzen Misere spielt, wundert nicht. In jeder Gesellschaft, in der eine monotheistische Religion einen hohen Stellenwert einnimmt, leidet am Ende die Frau. Sei es, dass sie ein „unfertiger Mann“ sei (Thomas von Aquin) oder lediglich dazu dient, Kinder zu werfen wie Haus und Herd zu hüten (generelle Annahme).

Aktuell wird es in Nordamerika und manchen Ländern Europas, Frauen immer schwieriger gemacht an Verhütungsmittel zu gelangen oder Abtreibungen vornehmen zu lassen – oder sich gar darüber öffentlich zu informieren. Manche Länder verbieten Abtreibung komplett, außer das Leben der Mutter ist in Gefahr. Immer und immer wieder findet man „Glanzstücke“ solch konservativer Ausbrüche. Und manche Irren sind tatsächlich der Meinung, ein Kind, dass aus der Vergewaltigung durch den eigenen Vater entstand, ebenfalls Gottes Geschenk ist. Ich verstünde Abtreibungsgegner/Recht auf Leben-Verfechter, wenn es ihnen tatsächlich um das Leben des Kindes ginge, und sie sich um bessere Bedingungen in Waisenhäusern, ein sinnvolles Adoptionsrecht (schnelleres Verfahren, auch für Homosexuelle) und kostenlose Verhütungsmittel, Frauengesundheit und vor allem aber für Aufklärungsarbeit einsetzen würden. Was aber nicht der Fall ist, denn alsbald das Kind auf der Welt ist, interessiert sich niemand mehr dafür. Dies lässt zu Recht annehmen, dass es den meisten Institutionen nicht um das Leben an sich, sondern um die Fremdbestimmung des weiblichen Körpers geht.

June: „They should have never given us uniforms if they didn’t want us to be an army.“

So auch in The Handmaid’s Tale. Fruchtbare Frauen werden einmal im Monat im Beisein der sterilen Frauen, mit ihrem Kopf in deren Schoß liegend, von den (ebenfalls oftmals sterilen) Männern vergewaltigt. Zuvor aber wird aus der Bibel gelesen, die diesen Akt rechtfertigen soll. Alsbald das Kind da ist, werden sie zu einem anderen Ehepaar gebracht. Um ihnen jegliche Identität zu nehmen, bekommen sie immer einen neuen Namen. „Offred“, „Ofdaniels“, „Ofsteven“ und so weiter, was soviel bedeutet wie „of Fred“ – „die Fred zugehörige“. Es wird ihnen verboten zu lesen und der einzige Weg nach draußen ist der tägliche Einkauf zu zweit. Fast unmöglich ist es, private Gespräche zu führen oder das „davor“ zu thematisieren, denn jeder könnte ein „Auge“, ein Spion, sein.

Margaret Atwood meinte zwar, dass wenn jemand die Zukunft so detailliert vorhersehen könnte, sie sicherlich niemals so eintreffen werde, aber es reicht schon, wenn man nicht hinhört. Zuerst werden die Kreditkarten gesperrt, folgend verlieren Frauen ihre Jobs und auch jene Frauen, die an der Schaffung des neuen Systems beteiligt waren, werden ihren Pflichten entledigt. Wenn folgend der Umstand der Kinderlosigkeit beziehungsweise der Kindersterblichkeit mit einspielt könnte dieses Szenario durchaus Realität werden.

Die Thematik ist heute wichtiger denn je.

Gerade mit Einbruch konservativer Kräfte in Europa, Nordamerika und seit den 1970ern auch in arabischen Ländern, sollte man die Augen offen halten und für seine Rechte kämpfen. Wenn Rechte von Frauen beschnitten werden oder Ableger von Instituten wie Planned Parenthood aufgrund Förderungsentzug geschlossen werden müssen, sollte man aufmerksam werden. Wenn sich auch nur eine politische Partei damit rühmt, dass die Frau das Herzstück der Familie ist und der Zugang zu Betreuungsstellen für Kinder erschwert wird, gilt es wachsam zu sein. Ein jeder, ganz gleich ob es sie oder ihn direkt betrifft, sollte sich dafür einsetzen, dass all diese makaberen Gedankenspiele solche bleiben.

Wir sind noch lange nicht in einer Idealgesellschaft angekommen, in der Frauen den Männern gleichgestellt sind. Bis in die 1970er durfte in Deutschland der Ehemann seiner Frau den Job kündigen, wenn diese sich nicht angemessen um den Haushalt kümmerte. Wenn politische Parteien Themen wie Verbote für Vollverschleierung ansprechen, sich aber gleichzeitig einen Dreck um Alleinerzieherinnen scheren, sollte das ebenfalls zu denken geben.

Es gilt aufmerksam zu sein, denn in einem politisch konservativen Worst Case, würde man Frauen nicht nur das Selbstbestimmungsrecht (über ihren Körper, Bildungsweg, Tätigkeit) nehmen, sondern auch nur jenen Förderungen zu Teil werden lassen, die sich der neuen Gesellschaft anpassen. The Handmaid’s Tale zeigt neben einer dystopischen Perspektive in wenigen Szenen, was passieren kann, wenn wir nicht aufpassen.

Fazit: Ein muss!

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The Adorkable Misogyny Of „The Big Bang Theory“

Fazit: Sehenswert!

Viele der negativen Verhaltensweisen, die im Video als Beispiel heran gezogen werden, sind uns nicht als solche bewusst. Selbst ich wuchs mit allgemein akzeptierten und romantisch-verklärten (Stalker-)Vorstellungen auf, wie etwa: „Oh, er stellt ihr, während sie schläft, einen Weihnachtsbaum im Zimmer auf, wie aufmerksam!“ (Untamed Heart, 1993) oder „Oh, er droht Suizid an, wenn sie nicht mit ihm ausgeht, wie nett!“ (The Notebook, 1996). Und auch ich musste lernen, dass diese Vorgehensweisen nicht romantisch, sondern gefährlich sind – auch wenn Medien, Filme, Bücher, Fernsehen und weiß der Teufel was, es uns anders verkaufen möchten. Hier noch weitere Film-Beispiele.

„Nerds sind cool!“

The Big Bang Theory fiel und fällt, wenn überhaupt, nur unter jene Kritik, dass Nerds – wenn auch sichtbarer, und in ein „cooles“ Zentrum gerückt (Nerds waren/sind plötzlich cool) – immer noch „lächerlich“ gemacht werden und dem Kanon der Trottel-Inszenierung folgen – auch wenn sie hoch intelligente Physiker sind und mit einer Reihe, für den Normalverbraucher, unverständlicher Begriffe um sich werfen. Im täglichen Leben wird trotzdem über „Nerds“ gelästert und sich auf ihre Kosten amüsiert – außer vielleicht sie sind erfolgreich, gesellschaftstauglich und ansehnlich. Nicht zu vergessen, dass TBBT eine Comedy-Sendung sein will, die sich selbst nicht all zu ernst nehmen mag und teilweise auch gezielt selbstironisch mit seinen Inhalten umgeht und deren Handhabung so in gewissem Maße legitimiert.

Auch ich mochte die Serie zu Beginn, vor allem der wissenschaftlichen und geek’schen Aspekte wegen, bis diese mehr und mehr in der Hintergrund gerieten und ich irgendwann bei Season 6 oder so ausstieg, da der Fokus nur mehr auf Liebes-Drama als wie auf Wissenschaft und Popkultur gerichtet war. Also fern ab einer feministischen Sichtweise – denn damals hatte ich noch nicht ganz das Bewusstsein dafür und Madame (8) hatte noch viel Arbeit vor sich. Sicherlich fiel mir auf, dass die einzige (blonde) Frau das Dummchen ist und die Sendung generell kein gutes Licht auf Frauen wirft – nahm es aber, wie vieles andere, einfach hin. Ein feministisches Bewusstsein kann (und soll auch) nicht erzwungen werden, es entwickelt sich. Manchmal kommt es urplötzlich, manchmal schleichend.

The Adorkable Misogyny Of „The Big Bang Theory“

Investiert diese 20 Minuten eures Lebens.

 

Ein Kommentar

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„Valerian and the City of a Thousand Planets“

Mein erster Gedanke, während und nach dem Film war: „Was für eine sexistisch, rassistische Scheiße.“

Sexistische, rassistische Scheiße

Ist es wirklich notwendig, dass über die ganze Geschichte hindurch bis ins 28. Jahrhundert es immer weiße Männer sind, die den Fremdlingen die Hand reichen? Kann man an dieser Stelle schon von Kritik sprechen? Satire? Parodie? Einen Seitenhieb? Ist die Comic-Vorlage dafür verantwortlich? War es ein Augenzwinkern, allerdings mit einem sehr weinenden Auge und einem lachenden, so dümmlich lachend, wie die klatschende Kreatur, die dem Vielfraß-König Caras Kopf servierte? Lasst mich die Umgebung in Erinnerung rufen: Eine interstellare Millionenmetropole im Jahre 2740 mit über 17 Millionen Einwohner aller nur erdenklichen Arten, Farben und Formen, die ihr gesamtes Wissen miteinander geteilt haben und es sind weiße, männliche Homo Sapiens an der Spitze? Hallo?

Gleichzeitig gibt es lediglich in einer führenden Position einen Schwarzen, aber keine Frauen oder Aliens. Einzig allein ein Asiate gerät ins Blickfeld der Kamera, aber auch nur um das zu tun, worin er gut ist: Die Technik reparieren. Dass die höher entwickelten und friedlichen Pastellfarbenen Muschel-Insel Bewohner weiß, hochgewachsen und dünn sind, während die gewitzten, aber auch primitiven drei „Tauben-Enten-Aliens“ oder die grob gewachsenen Vielfraße, Erdfarben sind – kann entweder als Übersensibilität meinerseits gewertet oder der westlich-kulturellen Auffassung zugeschrieben werden, dass weiße, helle Farben Reinheit symbolisieren und Erdfarben eben Schutz und Unreinheit, Primitivität und Wildheit. War es einfach nur Unaufmerksamkeit? Aber auf dieses Problem wies ich einst bei Star Trek TNG hin. Es kann aber auch einfach nur Zufall sein. Immerhin hatte sich James Cameron in Avatar entschlossen, die überlegende Rasse blau zu gestalten.

Und ist es wirklich notwendig, dass Frauen nur hübsches Beiwerk sind? Immer noch? Ist es das? Rihannas Zweck besteht allein darin halbnackt eine (zugegeben ästhetische) Show zu liefern und sich dann für den Helden aufzuopfern, während Cara die meiste Zeit in luftigen Kleidchen herum läuft und gegen Ende das tut, was jede gute Frau tun soll – den Antrag des Hauptdarstellers, dem sie kurz zuvor noch einen sehr klugen Monolog geliefert hatte, anzunehmen. Sie ist Beiwerk. Und auch wenn sie eine Waffe in der Hand hält, ist sie Beiwerk. Niemand sagt etwas dagegen, wenn Frauen Sexy sind, aber in diesem Falle ist wieder einmal pure Reduzierung darauf.

Auch interessant ist, dass der Mythos, der „armen aber glücklichen Fischer“ und dessen karge Realitäten wieder einmal mit idyllischer Wunschromantik ersetzt werden und Glück und Frieden propagieren. Ein kleines Stück Technikkritik? Seit den 1920ern scheint sich nichts verändert zu haben. Zur Erinnerung: die neapolitanische Filmemacherin Elvira Notari hatte für die in die USA emigrierten Italiener, idyllische Heimatfilme produziert und so kräftig am Mythos des „armen aber glücklichen Fischers“ mitgeschraubt.

Und nein, auch nicht die gewaltige Bilderflut, die Welten und die gesamte CGI-Operette hilft nicht über diesen Faux-Pas hinweg.

CGI – ein gehyptes Übel

CGI und ich werden keine Freunde mehr. Warum wirken Horrorfilme aus den 1980ern? Warum gruselte man sich bei Nightmare on Elm Street und Freitag der 13., Es, Omen und Alien? Sogar Der Blob macht eine bessere Figur, von Chucky und der Fliege ganz zu schweigen. Warum? Weil sie einfach sind. Hand gemachte Puppen, die tatsächliches Kunstblut speien, jagen 100x mehr einen Schrecken über den Rücken als zerfetzte, zuckende CGI Leichen. Warum wirkte Humans, auch wenn die Methoden teilweise extrem billig waren? Eben deswegen. Warum hinterlässt The Expanse Eindruck? Weil es „billiger“ (gemacht) ist und somit authentischer. Es wirkt. Es hinterlässt einfach etwas. Ideen, Emotionen, Herzblut, Schweiß und Tränen! All dieser digitale Wahnsinn bei Avatar und Herr der Ringe und auch Valerian, so beeindruckend er für sich selbst genommen sein mag (und ist!), und man den Künstlern, die das auf die Leinwand brachten, applaudieren will, wirkt (auf mich) oftmals nicht. Es lässt mich kalt und ringt mir ein dezentes Lächeln ab, aber keine Emotion. Ein anerkennendes Staunen, was alles möglich ist, aber kein Gefühl an das ich mich erinnere.

Einzig allein die Stadt hätte ich gerne – ohne 3D – gesehen. Die Stadt, das Gebilde und die Ideen dahinter hätten mehr verlangt als wie eine verschwommene Kamerafahrt bei der man Kopfweh bekam. Zuviele CGI-Details und 3D beißen sich. Ja, sie waren schön, die Landschaft, auch Pastell-Island. Und ich, ich ginge die Stadt gerne in einem Walking-Simulator ab, gerne auch mit einer VR-Brille.

Was war noch:

Die alternative Dimension, die nur via VR erreicht werden kann. Seitenhieb, der Comicvorlage entnommen oder Ideenlosigkeit? Die Zeit arbeitete gegen Luc Besson. Was in den 1960ern vielleicht noch revolutionär war, und auch in den 1990ern funktionieren hätte können, tut es heute nicht mehr. Die Charaktere wirkten flach und besonders der Versuch den Hauptdarsteller in eine Art Bruce Willis zu verwandeln, misslingt kläglich. Er wirkt unsympathisch, arrogant und schon in der ersten Szene frägt man sich: Warum? Aber vielleicht war ich durch die hervorragende schauspielerische Leistung des jungen Mannes in Dunkirk noch geblendet.

Btw, bei Doctor Who floriert im 28. Jahrhundert das Erd-Imperium und es herrscht starker Luftverkehr im All. London gibt es nicht mehr, sondern an Stelle dessen ist der gesamte Süden Englands zu einer gewaltigen Stadt verschmolzen namens Central City.

Abschließend

Als Vorlage diente das Comic „Valérian et Laureline“ von 1967. Der 6. Band „Botschafter der Schatten“ diente als lose Vorlage, 22 Bände wurden mit den Texten von Pierre Christin und Zeichnungen von Jean-Claude Mézières geschaffen.

Der Film war eine Herzensangelegenheit von Luc Besson, der sich Jahrzehnte damit befasst und das Budget von 200 Millionen fast allein geliefert hatte. Vermutlich liegt darin der Fehler des Filmes: Nicht umsonst wird in der ersten LV eines jeden Studiums davor gewarnt Arbeiten über Dinge zu schreiben, die einem Nahe liegen. Warum? Weil man die Distanz verliert – was zwar nicht ganz auf einen Film umgemünzt werden kann, aber verbunden mit den „Jahrzehnten“ die währenddessen verstrichen sind und die ins unermessliche gewachsenen Möglichkeiten, Visionen exakt so um zu setzen, haben wohl dazu beigetragen, dass Luc Besson sich wohl in seinem eigenen Werk irgendwie verloren hatte. Hatte der Film mehr als 2 700 Spezialeffekte waren es bei The fifth Element nur 188.

Fazit: Der Lichtblick, das putzige Tierchen als letztes seiner Art – was durch die Einzigartigkeit speziell und hervorgehoben werden hätte sollen, wirkt leider nur grausam: Und wenn das Tierchen stirbt, sind auch die Pastell-Muschel-Insel Bewohner (erneut) zum Tode verurteilt. Ahja, wer hat sie beim ersten Mal zerstört? Der weiße Mann. Selbstironie und/oder tatsächliche Anklage?

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