Monatsarchiv: November 2023

„Warum kann ich nicht normal sein?“

Weil man mit ADHS und Asperger nicht „normal“ ist.

Bullshit. Natürlich ist man normal. Man ist halt „anders“ weil die Mehrheit einfach gesellschaftlich und kommunikativ „anders“ ticket und damit nicht zurecht kommt, wenn jemand von der Norm abweicht, genau so wie ich/wir Probleme mit neurotypischen Menschen haben, weil wir uns nicht auskennen, was dann zu Missverständnissen führt und … eh scho wissen.

Das gesellschaftliche Miteinander in Mitteleuropa auf neurotypische Menschen ausgelegt ist und Konversationen locker-flockig zu sein haben, Smalltalk eben. Sehr höflich eben. Man frägt nach, auch wenn es einen nicht interessiert. Man schaut einem in die Augen, man bleibt ruhig man nickt und wirkt interessiert. Lächelt. Lacht. Reagiert auf Witze. Man sitzt dabei. Eigentlich will man gehen. Aber man sitzt dabei.

Du kannst jetzt nicht gehen.
Warum nicht?
Ja, weil das unhöflich ist.
Aber heißt es nicht, wer sich rar macht ist interessant? ^^
Ja, coole Leute, aber du nicht. Du wirkst dann nur noch unhöflicher.

ok.

Wisst ihr was für ein fucking Stress das für manche Leute bedeutet?

Niemand interessiert es, dass du zwei Mal zu Taylor Swift gehst und mit deiner Katze im Wald spazierst und dann begeistert 30 TikTok zeigst. Wirklich niemanden.

Niemanden interessiert es, dass du Schwierigkeiten bei erzwungenen Konversationen hast Gesprächen und Zusammenkünften, an denen du teilnehmen musst – weil sich Leute generell nicht für das Gegenüber interessieren, ausser sie sind an sich an der Sache interessiert. Oder gelangweilt.

Mich interessieren die Einzelheiten deines Autos auch nicht, ausser mein ADHS kickt und stellt dann seltsame, dümmliche, interessante, weirde Fragen, straight forward. Und unterbricht dich zeitweise, hakt nach und stellt weitere Fragen.

Du bist ja eh voll extrovertiert!
Na.. so funktioniert des nit.

Aber eigentlich weiß du instant: shice. Niemanden interessiert das Pony. Gut, die Katze finden manche dann doch spannend, weil nicht alltäglich. Aber wenn du von deiner „Condition“ erzählst bekommst du Mitleid, „gute Besserung!“ und bist das Schautier im Zoo: „Schau die hat ADHS!“, „Schau, die ist autistisch, die hat Asperger!“ – „Aber die sieht nicht so aus.. die is lei arrogant.“

Und dann, ab und an kommt der Gedanke: Warum kann ich nicht „normal“ sein?

Und warum können mich andere Menschen nicht einfach in Ruhe lassen. Ich kann ja mit Leuten reden – aber nur mit jenen, die mir ähnlich sind. Und ich rede ja manchmal auch gerne mit Leuten, aber dann eben, wenn ich das möchte. Weil ich dann eher das Gefühl habe, da folgt kein Rattenschwanz sondern ein Hamsterstummelschwänzchen, wenn überhaupt.

weil..

Sagst du zu wenig, aus Angst was falsches zu sagen, aus Angst komisch zu wirken, aus Angst vor schlechter Nachrede – die so oder so passiert, dann bist du arrogant und desinteressiert.

Sagst du zu viel, weil du over sharest und andere nicht zu Wort kommen lässt, nicht nach frägst und ständig von dir erzählst, weil du denkst, du hast endlich ein Thema gefunden, mit dem du mit anderen connecten kannst, weil die auch an dem Thema interessiert sind und dann das Info-bomben los geht, weil du ums verrecken zeigen willst: Wir sind gleich! Dann bist du seltsam, creepy und vielleicht sogar cringe. Oder einfach nur selbst bezogen, egoistisch und interessierst dich nicht für andere, weil du nicht oft genug bei Thema X und Thema Y nachgefragt hast.

Sagst du etwas, was etwas von der Norm abweicht: Oh boy, don’t. Dann steckst du gleich in einer ernsten Diskussion über Politik, Gesundheit, Standards, und dergleichen drinnen und dann gibt es keinen Ausweg mehr.

Die Vorteile von ADHS und Asperger?

Sag ich euch, wenn mir die positiven Dinge wieder mal auffallen…

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