Ja, was denn nun?

Erst kürzlich entdeckte ich einen Storch mit dem Namen „Leo“ auf dem Schildchen und dachte mir instant: „Armer Leo, die Welt in die du geboren wurdest, ist ziemlich kaputt“.

„Ja dann, retten wir sie gemeinsam!“ Wäre ein guter Ansatz, aber völlig utopisch.

Willkommen zu einer neuen Folge von: „We’re doomed“ verfeinert mit einer groben Portion Realismus und garniert mit illusionären Lösungsansätzen.

Oh shit!

Exakt. Wir sitzen wahrlich und für wahr in der Scheiße. Ich meine damit nicht „wir“, die privilegierten Österreicher und Deutschen, und Schweden und Franzosen und Nord-Amerikaner und Kanadier und so, die auch 40Grad in den Städten um 2030 locker weg stecken, sondern den gesamten Rest.

Aber wenn wir uns ganz ehrlich sind, seit der Entdeckung Amerikas und der quasi Einführung von Rasse und Norm sitzt ein Großteil schon längst in der Scheiße. Denn, welcher Grund, wenn nicht den Gedanken Christi an die „wilden Buschmenschen“ (und somit an ihre Ländereien) zu bringen, rechtfertigt das Versklaven von Afrikanern als Arbeitskräfte? Macht Sinn oder?

Der gesamte Rest setzt sich aus denen zusammen, von deren Tragik wir profitieren. I know, wissen wir. Die arme Fabriksarbeiterin in China, die, wenn wir aufhörten zu konsumieren, keinen Job mehr hätte. So oder so, aus dem System ist nicht mehr zu entkommen. Aber, ich wollte es nur nochmal erwähnt haben.

Zurück zu Leo.

Die Zukunft bedeutet Verzicht

Aber auch nur für jene, die sich eben das Leben nicht (mehr) leisten können. Man möchte meinen, zugunsten der gesamten Erdbevölkerung wäre es in Ordnung eine Verschärfung von Klassismus in Kauf zu nehmen und jene eben die zu arm (geworden) sind, um weiterhin am gesellschaftlichen Tralala teilnehmen zu können (wie Skiurlaube, ans Meer fliegen, gesund essen) sollen halt ihren Verzicht mit Würde tragen. Jene die erbten und Kapital ansammeln konnten, haben eben Glück gehabt. Und nein, durch ehrliche Arbeit, wird und wurde noch nie jemand reich. Besonders heute nicht mehr.

Die Problematik dahin gehend ist, dass, selbst wenn wir (in utopischer Wunschvorstellung) annehmen, durch Verzicht schaffen wir es auf die 0 und Tsunamis, Überschwemmungen, Waldbrände, Hitzewellen, und der gleichen beruhigen sich auf ihre Naturgegebene Gewalt – selbst dann sitzt der Großteil der Bevölkerung noch immer in der Scheiße.

Aber soll man deswegen nichts tun?

Nein, natürlich nicht. Aber die Sache ist eben komplizierter und mit Verzicht der Armen (in dem Steuer auf X und Y erhoben wird) ist es eben nicht getan. Mag man reiche Leute wie Bezos, Gates oder Musk in ihre Pflicht nehmen – aber erneut, wer würde so dumm sein, das System auf welchem Reichtum und Luxus fußt den Garaus zu machen? Kapitalismus wirkt. Und der Kreis ginge ja nur weiter: Bezögen wir unsere Kleidung fair, kostete das T-Shirt nicht mehr 10€ sondern 50€ (wenn wir davon ausgehen, dass die Fabriksarbeiterin in China entsprechend entlohnt wird und die Arbeitsbedingungen menschenwürdig sind, und, sie zuhause auch nicht auf 3m² leben muss, weil China nun mal komplett überfüllt ist) und erneut – so funktioniert das nicht mehr. Es kann nicht funktionieren.

Und nehmen wir an, Frachtschiffe werden eingestampft um der Meeresverschmutzung entgegen zu wirken und gleichzeitig wird die Lärmbelästigung für Fische gemindert, und wir angewiesen wären, regional, kontinental zu konsumieren, besser noch zu produzieren unter Einhaltung aller Arbeitsbedingungen (und nein, Amazon ist kein Maßstab), das T-Shirt kostete locker über 100€, locker.

Nein. Es funktioniert nicht (mehr).

Wenn wir wollen, dass alle Menschen in Würde leben können – dann müssen wir weit aus mehr tun, als lediglich auf gewisse Privilegien zu verzichten.

Die Lösung?

Es wäre nicht mein Blog, böte ich nicht gewisse Lösungen (oder zumindest einen Ansatz) für unser aller Welt-Dilemma an. Ob diese Lösungen umsetzbar oder sinnvoll ist, das ist eine andere Frage und wird ein ander mal beantwortet.

  • ein Kind-Politik für alle Länder, wer ein zweites will adoptiert. Ja, wir sind zu viele Menschen.
  • Bildung, Bildung, Bildung – gratis und für alle. Warum? Weil Bildung wichtig ist, jeder soll lesen und frei denken können, sich äußern und andere respektieren. Was, wenn das Mädchen, die ein universal Mittel gegen Krebs finden könnte, einfach keine Bildung erhält, weil sie in einem Dorf in Indien lebt, und nie heraus kommen wird? Okay, selbst wenn – die Pharmaindustrie würde sie vermutlich umbringen lassen, weil, hey, womit, wenn nicht mit kranken Menschen, kann besser Geld gemacht werden? Tatsache. Niemand hat vor, Krebs für immer heilbar zu machen. Nähert sich der Schwurbelecke? Okay Hans-Dietmar-West, dann sag mir eines, warum gibts Patente auf Medikamente? Hm? Warum? Aha!
  • Ja, ich meine damit auch menschliche, emotionale Bildung. Darunter fällt auch die Therapie auf Krankenkasse.
  • 2x Flüge pro Jahr an einen Ort der eigenen Wahl – weil Urlaub, Meer, andere Kulturen, mal was anderes sehen außer die drei Heim-Seen oder Haus-Berge, für jeden nach wie vor möglich sein soll. Ich würde auch für Jugendliche (vielleicht sogar verpflichtend) ein soziales Auslandsjahr anordnen, und mit Ausland meine ich nicht Deutschland sondern Südamerika, Afrika, Australien, usw.
  • Und natürlich Gratis-Öffis für alle. Wie finanzierbar? Sinnvolles Gehalt für Politiker, Reichen-Steuer und so weiter. Na eh, die Frage, wie und welche Art zu Leben inwieweit für einen selbst Lebenswert ist, darf nicht von anderen entschieden werden: Für einen Reichen ist es wichtig, 3 Boote zu besitzen, für die Mittelschicht ist es wichtig, gut zu Speisen und gewisse Events besuchen zu können, Urlaub auf den Malediven zu machen und für die Unterschicht, ja, die freut sich, wenn sie am Ende des Monats 10 Euro übrig hat.
  • Man könnte durchaus gewisse Standards vereinbaren, wie bspw – und ja, ich rechne das auf die gesamte Welt: Abzüglich aller Kosten (Wohnen, Strom, Internet, Essen) sollen bspw. 500€ zur freien Verfügung übrig bleiben. I know, das Bedingungslose Grundeinkommen wäre eine Idee – und es wäre vermutlich ein wirtschaftliches Desaster, aber come on, wenn man wollen würde, funktionierte es auch. Aber man will nicht, weil, wie gesagt, man fickt das eigene System nicht ohne consent in den A.

Okay, Peanuts.

Denn unser großer aller Feind nennt sich Kapitalismus. Funktioniert eine Welt ohne Kapitalismus? Probably, aber eben nicht mehr so wie jetzt. Ich bin mir sicher, es gibt bereits Bücher dazu ob und wie es funktionieren könnte – aber, dies sind nur Gedankenfetzen.

„Ja, merkt man, weil sonst würdest du so einen Blödsinn nicht schreiben.“ Shut the f* up, Carl-Ludwig-Kevin. Nur weil du einen von Papa finanzierten BA in Wirtschaftswissenschaften hast, bedeutet das noch gar nichts.

Ja, was denn nun?

Nachdem das System Kapitalismus laufen wird, bis gewisse Länder im Burn-Out landen (ohne Aussicht auf Therapie oder Erholung) und der Klimawandel über den Rest drüber fetzt, würde ich meinen: We’re doomed!

Also, Leo, falls du dies hier irgendwann lesen solltest – ich hoffe es geht dir gut, ich hoffe das Internet hat nicht all zu großen Schaden in deiner frühkindlichen Psyche überlassen, weil die erlaubten 2-Tablet Stunden am Tag dich jetzt zu einem Vollzeit-Tablet Junkie gemacht haben, und ich hoffe, der Planet brennt noch nicht komplett. Ich hoffe, du konntest bereits Urlaub am Meer machen, und ja… who knows wie deine Zukunft aussehen wird.

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