Schlagwort-Archive: frauen

The Female Price of Male Pleasure, tjo..

Erst kürzlich las ich einen Artikel, den ich allen ans Herz lege: „The Female Price of Male Pleasure„. Und, vielleicht etwas netter formuliert als dieser Eintrag hier, rate ich zu diesem Beitrag: „Annäherung, ein Versuch„.

Eine kleine Anmerkung: Der erste verlinkte Artikel spricht vieles an, ich werde nur ein-zwei Dinge ansprechen.

Let’s start

Stellt euch folgende Situation vor: Ihr sitzt gemütlich in der Runde, das zweite Bier kommt, die Gespräche werden lockerer und irgendwann gehts um Sex. Und irgendwann fällt (mit ziemlicher Sicherheit) der Satz: „Die war aber voll langweilig im Bett“ oder „Der Sex war voll langweilig mit der“. Und jeder wird so seine Geschichte kennen, von sich selbst, von anderen, der Mann, der nicht auf seine Kosten kommt, die Frau, die langweilig war.

Es stellt sich die Frage: Warum? Warum war der Sex langweilig?

War die Frau zu passiv? Lag sie da wie ein Brett und rühte sich kaum? Dann warst du, lieber Mann, wohl zu schlecht um sie zu motivieren, in Stimmung zu bringen und sie so weit zu befriedigen, dass sie selbst Spaß daran hatte und vermutlich wollte sie einfach nur, dass das ganze aufhört und so schnell wie möglich vorbei ist. In diesem Falle, Gratulation: Mit der Aussage „Sie war langweilig im Bett“ hast du dich eben als extrem schlechten Lover geoutet. Und deine Kollegen übrigens auch. Tja, Shit happens.

Euch liebe Männer, die aufrichtig sind und eure Partnerin und ihr einfach unterschiedliche Vorstellungen habt, nehme ich davon aus – euch gibt es tatsächlich, aber ihr würdet auch nie in einer Runde sagen: „Der Sex mit meiner Partnerin ist langweilig“, weil das wäre abwertend und so seid ihr nicht, oder? Generell würde ein anständiger Mann nie derart abwertend über vergangene Liebschaften sprechen, also mit derartigen Äußerungen disqualifiziert ihr euch und bitte, wenn ihr anständig seid, weist auch eure Kumpels darauf hin.

Wo waren wir? Ahja. Wenn sie nicht zu passiv war, aber nicht das machte, was du wolltest – wie vielleicht einen richtig geilen Blow Job, oder Deep Throat oder auch Anal: Gratulation, du bist ein egoistisches Arschloch und brauchst lediglich eine Masturbationshilfe. Und mit dieser oder ähnlichen Aussagen „Sie gab nicht mal einen BJ“ hast du dich im Freundeskreis (erneut) als, ich sage es gern nochmal, egoistisches Arschloch und schlechten Liebhaber entlarvt, dem es lediglich um dessen eigene Befriedigung geht. Sei zumindest soweit ehrlich und gibs zu.

Und nein, keine sexuelle Handlung ist „normal“, nur weil sie „alle“ machen – was natürlich auch mit Porn zusammen hängt, denn dort machens alle, also ist es auch normal. Einerseits ist der viel zu frühe Kontakt (und das (hoffentlich) Fehlen von Erfahrungen in einem gewissen Alter sehr problematisch, als auch die Unfähigkeit reflektieren und erkennen zu können, dass es Fake ist – wobei sich diese Unfähigkeit nicht unbedingt mit steigendem Alter gleich entwickelt) und andererseits, die Darstellung, dass die Frau zwar aktiv sein soll, wenns um den Blow Job oder gewisses Gestöhne geht, aber sonst bitte passiv herhalten soll, bis der Mann mit seiner (eigentlichen) Wichserei fertig ist. See? Everything is connected.

Schmerzen? Ja is halt so.. 

Frauen, die nicht nur von klein auf dazu erzogen werden, hübsch zu sein, denen wird auch gesagt, dass das erste Mal weh tun wird. Bitte, mit welcher Vorstellung soll eine sexuell-selbstbestimmte Frau heranwachsen, wenn die erste Assoziation mit Sex Schmerzen sind? Aber natürlich, wir erleiden regelmäßig Menstruationsbeschwerden, a bissl Weh Weh beim Sex tut ja nix. Is halt so. Und oh Girl, warte ab, bis die Geburt kommt!

„bad sex“ suggests that men tend to use the term to describe a passive partner or a boring experience. […] But when most women talk about „bad sex,“ they tend to mean coercion, or emotional discomfort or, even more commonly, physical pain.“

Ein weiteres Problem: Wenn wir von schlechtem Sex reden, meinen wir Schmerzen. Und wir meinen, dass der Partner sich nicht um uns bemüht und/oder macht, worauf er grad Lust hat und aber vor allem auch, dass es weh tut. Ich selbst hörte von vielen Frauen, dass sie lieber kleine Penisse bevorzugen, weil es sonst zu Schmerzen kommt und sie halt „durchhalten“ müssen. Dass ein großer Penis für viele Männer ansprechend (und erstrebenswert) ist, kennen wir, wohl war, aus der Pornografie, je größer, desto besser die Befriedigung. Oh boy..

„When a woman says „I’m uncomfortable“ and leaves a sexual encounter in tears, then, maybe she’s not being a fragile flower with no tolerance for discomfort. And maybe we could stand to think a little harder about the biological realities a lot of women deal with, because unfortunately, painful sex isn’t the exceptional outlier we like to pretend it is. It’s pretty damn common.“

Es wird nicht gefragt: „Wie gefällt es dir?“ – oft wird angenommen, dass es schon passt. Und wenn nicht, wird sie schon was sagen? Das machen Erwachsene so. Und wenn eine Frau tatsächlich antwortete, auf die Frage, wie es ihr gefalle: „Ja, so gut ist es nicht..“ dann zweifelt der Mann gleich an sich selbst (denn Gesellschaft, Porn und Co haben ihm beigebracht, dass ers immer bringen muss) und das Gespräch ist sowieso schon dahin. Ja, die Sache ist kompliziert. Deswegen, redet!

Nun, back to topic: bevor sie mit ihren Bedürfnissen die „Stimmung“ kaputt macht, wird lieber gar nichts gesagt und gehofft, dass das ganze bald vorbei ist. Ja, auch du kennst so eine Frau. Nein, die Frau wird es dir nicht gesagt haben. Nein, nicht alle können über sowas „reden“, reden und sich gleichzeitig selbst nicht dabei abwerten (oder befürchten, der Partner werte einen ab, obwohl er/sie das eigentlich gar nicht tut, aber Sexualität ist etwas sehr fragiles) will gelernt sein.

Zusammenfassung

Also, bevor ihr annehmt, eine Frau sei „langweilig“ im Bett, weil sie passiv ist oder Praktiken ablehnt, die ihr so gerne hättet, überlegt warum: Warum ist sie passiv? Hat sie Schmerzen? Hat sie das Gefühl performen zu müssen weils in der Runde „jede“ macht? Und nein, das „Nein“-Sagen fällt nicht jeder leicht. Wenn sie gewisse Praktiken ablehnt, dann akzeptier das und reds nicht schlecht, oder möchtest du eventuelle gewisse Handlungen an dir vollzogen sehen? Eben. Und nein, der Satz „Es ist aber normal, jede macht das“ – streich dir den ziemlich schnell aus dem Gehirn.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter /fem-mode on, Kulturelles

Über den fehlenden Respekt unter Frauen und was Frauenmagazine damit zu tun haben

Ausschlaggebend für diesen Beitrag waren zwei Artikel – und leider wird das Thema nicht alt. Beitrag aus 2017, 2018 und auch 2019 noch aktuell.

Einmal geht es darum, wie Feminismus auch Männern hilfreich sein kann (editionf.com) – den ich allen ans Herz lege. Ein anderer Artikel kritisiert (pinkstinks.de) einen Artikel im Magazins „Inside“ der VisionMedia GmbH Gruppe. Auch diesen empfehle ich hiermit weiter. Beide Artikel wurden übrigens von Männern verfasst.

Worum geht es?

Wir alle wissen, dass viele dieser „Frauenzeitschriften“ oft Frauen- und Menschenverachtend sind. Das Magazin „Inside“, und wer auch immer für den Inhalt verantwortlich ist, liebäugelt gar sehr mit der Misogynie, wenn natürliche Orangenhaut und Falten als „Schwabbelschenkel“ und „Wabbelfalte“ oder ähnlich abwertend bezeichnet und damit quasi geworben wird.

Ja, ich verstehe den Sachverhalt: Es ist ein schlechtes Boulevard-Blatt, dass im Glaube handelt, lustige und „freche und frische“ Artikel an die Menschen zu befördern. Und trotzdem fasziniert mich die Tatsache, wie Frauen so über Frauen schreiben können. Und ja, ich verstehe, dass das Leben am Markt hart ist, die Konkurrenz böse und das Magazin nichts dafür kann, es möchte ja nur Kapital schlagen und im Rennen bleiben, und wofür werden die Stars denn so gut bezahlt, als dass man sich nicht über sie lustig machen kann? Natürlich, das Magazin „Inside“ kann per se sicherlich nichts dafür, dass es derartig Frauenverachtendende Themen publiziert.

Jetzt mag manch einer sagen: „Übertreib‘ doch mal nich“ oder „Ja nee, is ja Boulevard, was erwartest?“ Und „Wissen wir ja eh alle, is halt so. Nimmt ja eh keiner ernst.“

Lieber Leser und liebe Leserin, lasst mich eines sagen:

Das Problem, dass dadurch mitgetragen wird, wirkt viel weiter: Die Respektlosigkeit, die unter Frauen herrscht und (auch) durch solche Magazine forciert wird (Stichworte: Neid und Hohn), webt sich in den allgemeinen Kanon beziehungsweise in kollektives Bewusstsein ein, wie eine Frau zu sein hat und nährt Stereotype. Zu guter Letzt profitiert das patriarchale System davon, folgend der Kapitalismus, die Wirtschaft und sowieso wir alle (Achtung Ironie!). Eh klar, ein alter Hut. Aber das liegt am Magazin? Nein, aber es (stellvertretend für all die anderen Magazine) trägt dazu bei.

Diese Magazine vermitteln: „Du bist nicht gut genug“ weil: „Schau mal, Tyra Banks hat das auch und boah, ist die ein hässlicher Wabbel! Wie du!“

Ergo wird eine natürliche Veranlagung, die man hat oder auch nicht, beziehungsweise eine Entwicklung, die früher oder später ausnahmslos jeden treffen wird, der ein entsprechendes Alter erreicht, schlecht geredet – was dazu führt, dass entsprechende Personen sich 1) so oder so schlecht fühlen und sich 2) via Amüsement über andere Frauen in ein „besseres“ Licht zu rücken versuchen, um die männliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und weg, von der anderen.

Und dieser ganze Blödsinn mündet schlussendlich einem hoffnungslosen Neid und Konkurrenz-Gezeter, dass sich von angelerntem Verhalten und kapitalistischer Verkaufsstrategie speist. Es gilt nach wie vor: „Sei hübscher als die andere, angle dir den Mann, der dich dann umsorgt, weil dir ist es verboten Geld zu verdienen/weil ohne Mann bist du nichts Wert und eine Schande/Bürde für deine Familie, Frauen sind Feinde.“

Wo kämen wir hin, wenn keine Frau mehr Make-up und „verschönernde“ Maßnahmen verwenden wollen würde? Wo kämen wir hin, wenn alle nur mehr friedlich und freundlich miteinander umgingen und der Mann nicht mehr im Zentrum aller Überlegungen stünde? Das müsste doch seine Macht schmälern, nicht? Schon bei den minimalsten Veränderungen protestieren Männerrechtler, dass es keine „Gleichberechtigung“ sei, sondern das „Stück vom Kuchen“ einem Verlust von Privilegien nahe kommt, die bislang nur für sie gültig waren.

Das Argument, sich im eigenen Körper wohler zu fühlen, wenn man sich ungeschönte und authentische Bilder von sonst perfekt inszenierten Celebrities ansieht, lasse ich nur insofern gelten, sodass einem bewusst wird, dass diese Leute ebenfalls nur normale Menschen sind – und im Gegensatz zu Hochglanz-Photoshop Cover etwas Realismus in die ganze Sache einfließen lassen. Aber hier beißt das „Wie“ wild um sich und giert nach Aufmerksamkeit und Verkaufszahlen. Sinnvoller wäre es, weniger Photoshop und Damen aller Körpergrößen zu zeigen, ohne Kommentar. Ohne extra darauf hin zuweisen. Ohne es auf einer Meta-Ebene noch einmal zu diskutieren.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, spitzfindig gesagt: Dem jeweiligen Schönheitsideal, am Winkel, der jeweiligen Bildauflösung und Inszenierung, am Licht und der Position selbst. Also ja, man vergleicht seine wabbligen Schenkel mit denen von Schauspielerinnen oder der Frau vom Nachbarn, kaschiert jede Falte und leugnet das Alter.

Fazit

Das „Ungenügen der eigenen Person“ und die Jagd nach dem „Mann“ stützt die patriarchale Idee und wird durch Kauf diverser Produkte gestärkt. Über Photoshop Cover und explizites Casting schöner Frauen in Film und Fernsehen bis hin zum Hashtag #nomakeup, aber mit zig Filter, schmeichelnder Position und entsprechendem Lichteinfall ist alles mit dabei.

Es gilt daher, den ersten Gedanken zu akzeptieren, wenn wir neidisch sind auf die tolleren Brüste oder den hübscheren Hintern und den zweiten zu lenken, zu hinterfragen – und sich bewusst zu werden, woher dieser kommt und vielleicht sogar, wenn möglich, sich mit der eigenen Imperfektion anzufreunden.

11 Kommentare

Eingeordnet unter /fem-mode on, Just about Life, Kulturelles, Medien, So sei es

/fem-mode on: Fragen an die Welt zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Ist es nicht verantwortungslos, dass eine Brustabtastung 20€ und eine Ultraschalluntersuchung 40€ kostet (Recherche), Globuli aber von der Krankenkasse übernommen werden?

Und ist es nicht auch irgendwo unfair, dass Menstruationsartikel mit einer Luxussteuer belegt werden, als ob man es sich aussuchen könnte? Sicherlich gibt es Kosten- und Umweltfreundlichere Alternativen als wie Binden und Tampons, trotzdem geht es ums Prinzip.

Warum spricht niemand (oder wenn nur selten) über #RegrettingMotherhood? Es ist nicht selbstverständlich, dass jede Frau, die sich für ein Kind entscheidet, hinter her in Glück zerfließt. Selbst über Postpartale Depressionen wird häufig geschwiegen und betroffene Frauen stigmatisiert.

Warum müssen alte, weiße Männer über Frauengesundheit, Frauenrechte und deren Bedürfnisse entscheiden? Warum kann ein solches Komitee nicht aus 100% Frauen bestehen? Wie wäre es, wenn ein Kabinett über Männergesundheit sich nur aus Frauen zusammen setzen würde? Lächerlich, oder?

Warum wird im Jahr 2017 eine Frau angeklagt, weil sie öffentlich über den Schwangerschaftsabbruch informiert (im Klartext: Ein Kontaktformular anbietet für weitere Informationen) und warum kommt die Diskussion nicht ohne Worte wie „Kindsmord“ aus? Warum kann über ein Thema, dass so wichtig ist und alle mögliche Aufklärung und Nüchternheit benötigt, nur emotional sprechen? Wer hat etwas davon, wenn er über den weiblichen Körper fremdbestimmt?

Warum also spricht man über Frauen als seien sie Menschen zweiter Klasse? „Aber die Frauen! Die müssen ja auch erhört werden! Geh hört, die Frauen! Die armen Frauen!“ Zugegeben, das Thema ist schwierig, aber wer sich etwas mehr damit beschäftigt, wird den einen oder anderen Gedanken schon mal gehabt haben.

Warum werden Männer aus der Verantwortung genommen, wenn sich eine Frau leicht bekleidet zeigt und stattdessen sie zur Keuschheit ermahnt? Spricht, warum ist es die Schuld der Frau, wenn sie belästigt wird? „Hatte zu wenig an“ oder „Der Ausschnitt war zu tief“ sind keine Rechtfertigung. Ist es das Ziel der Männerschaft als triebgesteuerte Versager wahrgenommen zu werden, die ihr Genital beim Anblick bloßer Brüste nicht unter Kontrolle halten können?

Warum müssen Brüste noch immer sexualisiert werden? Warum können Männer problemlos oben ohne spazieren gehen, wenn an vielen Stränden es Frauen sogar verboten ist, oben ohne zu liegen?

2 Kommentare

Eingeordnet unter /fem-mode on, Just about Life, Kulturelles, Medien, Wtf Politik?

Hear Her: Leading Lady Parts

Gestern auf Twitter gefunden und für absolut teilenswert befunden. Seht selbst.

Achtung, Spoiler!

https://twitter.com/WhovianTrev/status/1027650795167084544

 

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter /fem-mode on, Kulturelles, Medien

1701

„Alles gute zum Geburtstag in einer Gesellschaft in der du noch immer als „Jungautorin“ rezensiert werden würdest und zu den „jungen Grünen“ gehen könntest (8).“(Madame (8))

It’s something!

Der natürliche Lauf der Dinge lässt sich nicht aufhalten. Das Altern schreitet unaufhörlich voran, ganz gleich mit wie viel Wasser und Schlaf man versucht den Prozess zu überlisten. Obst und Früchte und Gemüse isst um Elastizität und Frische der Haut zu behalten, ganz gleich wie viel direkte Sonne man meidet oder in Gedanken Sport betreibt.

Zynisch nenne ich es, wenn mir jemand „Alles Gute“ zum Altern wünscht, befinden wir uns doch in einer Kultur, die von Jugend und Schönheit dominiert wird. Und nur all zu schwer fällt der Blick in den Spiegel: Ist die Falte neu? Die war gestern noch nicht da; ist das etwa das erste Graue? Nein, das ist einfach nur sehr hell. Oder? Meine Mutter hatte die ersten Grauen mit Mitte 40, sage ich mir dann immer.

Und ja, für Frauen gestaltet sich das Altern durchaus schwieriger als für Männer. Diese sind mit 50 in ihren 30ern während Frauen in ihren 30ern bereits in den 50ern sind. Schauspielerinnen werden in diesem Alter immer seltener gecastet – und ich freue mich über jede Dame in der Hauptrolle, die über 30 ist. Ab 40 ist die Zeit dann vorbei, während der Mann erst sein Potential entdeckt. Und natürlich liegt es an uns, diese Klischees und Geschlechteridiotie aufzubrechen. Und trotz allem guten zureden und versuchen die Situation zu akzeptieren, das beste daraus zu machen – fällt es schwer sich in der Riege der Alten und Abgeschobenen einzufinden. Ganz davon abgesehen, dass die Jobmöglichkeiten für den gemeinen Bürger sich nach und nach voller Abscheu abwenden, hin zu den Jungen, den 20jährigen. Frischfleisch.

Aber darum geht es ja nicht. Es geht darum, dass, hatte man vergessen das Datum aus diversen Social Medial Kanälen zu löschen – denn zugegeben, mein Datum ist einfach großartig; erkennt jemand den Zusammenhang? – längst vergessene oder nie gekannte Gestalten aus Löchern hervor gekrochen kommen um einem alles Gute zu wünschen. Leuten, von denen man nicht wusste, dass sie überhaupt existieren. Moment, wer warst du noch gleich? Kennen wir uns? Nein, in dir sah ich wohl einen potentiellen Kunden meiner künftigen Romane und Fürsorger meines Ruhmes (einer der spärlichen Gründe, warum ich mich ab und an mir gänzlich fremden Menschen hinzufügen lasse. Manchmal ist es aber auch Sympathie). Anstatt dieser Glückwünsche, die lieblos hingefetzt werden, wünschte ich mir Geld für Reisen, oder Bitcoins! Auch wenn es nur ein einziges ist.

Da sagen die Leute: Altern mit Würde! Meistens sind es jene, die entweder beruflich erfolgreich sind oder das Alter so galant und beneidenswert durch die Welt tragen, dass man erneut verzweifelt und sie frägt: Wtf? Wie zum Teufel? Durch Akzeptanz allein? Yoga vielleicht? Eine spezielle Müsli-Mischung? Ich rede mir ein, es sind die Gene. Die Wissenschaft sagt, es sind die Gene, also muss es stimmen.

Es wäre in diesem Falle das beste, gäben wir uns gar nicht mit der Thematik ab, der Zeit an sich. Vergessen wir Zeit und zeitliche Geschwindigkeit, deren teure Sklaven wir sind und sein müssen. Vergessen wir Termine und Stunden, die den Tag so mühsam teilen und an Vergänglichkeit erinnern, dass uns alles entrinnt und dahin fließt. Vergessen wir den Druck dahinter und leben, bis wir sterben, ohne auf das Alter oder geistigen wie körperlichen Verfall zu achten. Leben wir einfach.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter /fem-mode on, Just about Life, So sei es

The 13th Doctor

Zeit wurde es. In allerlei Hinsicht.

Welcome Jodie Whittaker!

Schon zu Beginn war klar: Der- oder Diejenige, welche/r den Doctor die folgenden 1-2 Seasons darstellen soll, wird die nächsten Jahre in Cardiff verbringen und dem großen Filmgeschäft eher wenig zur Verfügung stehen; es war also ableitbar, dass es kein aller Welt bekannter Name sein wird. Zudem wird man einer ganzen Reihe (kritischen) Fans ausgesetzt sein, popkulturelle Geschichte schreiben und jede Menge Fanservice leisten (müssen). Wem der Trouble von Conventions und das ganze nicht so wohl bekommt, der wäre wohl auch nicht gut mit der Rolle des Doctors beraten. Kurz: Der- oder in diesem Falle Diejenige, die den Doctor darstellen darf, muss wissen, worauf sie sich einlässt.

Dass es lediglich ein paar Crybabies sind, für die ein paar Genitalien ausschlaggebend sind – in einer Serie die vom Wandel lebt, einem Alien handelt, das durch ständige Regenerationen die Idee des Neuen immer mit sich getragen hat – ist überschaubar. Jodie Whittaker als Doctor zu casten war ein mutiger Schritt in die richtige Richtung. Die Fans werden bleiben. Und wenn nicht, dann muss das Drehbuch und die Geschichte dafür verantwortlich gemacht werden. Sicherlich, wenn man den Schauspieler nicht mag, tut man sich generell schwer – was dann aber nicht am Geschlecht liegt. Ich tippe darauf, dass die „I hate the Show, they  ruined my childhood!-But I stay in all groups to rant“ die Minderheit ist, die ihrem Zorn gern via Internet Ausdruck verleihen und dass es meisten regelrecht egal sein wird.

Missy: “Is the future all girl?”
The Doctor: “One can only hope.“

Dass der 13. Doctor nun weiblich ist finde ich großartig – einzig allein die Tatsache, dass es nicht Katherine Parkinson geworden ist stimmt mich dezent traurig. Ob sie jemand gefragt hat? Ob sie gewollt hätte? Ich hätte sie gerne als neuen Doctor gesehen. Ich finde, sie wäre perfekt gewesen.

Jodie Whittaker hingegen ist mir gänzlich unbekannt. Ich finde es positiv, dass es eine Frau Mitte 30 ist, hätte aber – bis zur Verkündung – auch nichts dagegen gehabt, erneut einen Mann als Doctor zu sehen. Mittlerweile bin ich jedoch sehr froh und erleichtert darüber, dass der 13. Doctor von einer Frau gespielt wird. Warum? Weil es wichtig ist. Als Companion hoffe ich doch sehr auf Nardole. Ich mag ihn. Vermutlich bin ich die einzige, aber ich mag den kleinen Briten. Oder Captain Jack Harkness, allerdings ohne Romanze.

Es liegt jetzt natürlich an der Geschichte und dem Storywriting selbst, wie man den weiblichen Doctor einsetzt. Man kann die Chancen nutzen oder sie komplett versemmeln.

Die (schreckliche) Fanbase

Fans, so weiß man, sind das schrecklichste. Festgefahren in ihren Schienen, muss und soll alles so laufen, wie sie es gerne hätten und wie sie die Show einst gekannt haben und seien es bloß verklärte Erinnerungen aus der Kindheit. Und jeder hat eigene Vorstellungen von „seiner“ Serie, die die Produzenten und Schreiberlinge auch zu erfüllen haben. Dass, ganz gleich bei welcher Serie und welcher Besetzung, gemotzt wird ist klar, denn wir Leben im Zeitalter des Internets. Das Internet besteht aus Shitstorm, Porn und Katzenvideos. Mein Lieblingsvergleich: „Fans“, die das zu signierende Game of Thrones-Poster Lena Heady unter den Fingern weg reißen, weil sie Cersei spielt (und das grandios!). Das Aufbegehren der „Fans“, kann getrost übersehen werden.

Das mag jetzt so „gelassen“ klingen, aber als ich die ersten misogynen und frauenfeindlichen Kommentare las, musste ich mir immer wieder an den Kopf greifen, den Kopf schütteln und wäre es nicht so traurig, könnte man sogar darüber lachen. Natürlich war ich wütend, aber das beste Mittel dagegen ist, wie Laurie Penny einst sagte: „Don’t read the comments.“

Dass es vielfach Frauen sind die negativ kommentieren, liegt wohl einerseits an den „heterosexuellen Fangirls“, denen nun ein weiterer „Traummann“ abgeht, und vielleicht an einer generellen Unsympathie für die Schauspielerin selbst. Ich wurde nie mit River Song warm, liebte aber Clara (und ich fand es großartig, dass sie dem Doctor ebenbürtig war). Ich fand Amy schrecklich, aber Rose toll und Doctor Donna sowieso. Martha Jones war in Ordnung.

Dass jetzt „Fans“ durchdrehen und die Serie für sie „gestorben“ ist, weil der Doctor eine Frau ist, kann und darf und sollte und mit etwas Abstand betrachtet, wirklich nur ein kopfschüttelndes, Augenverdrehendes Lächeln hervorrufen. Wer dahinter PC und eine ideologische Frauen-Unterwanderung sehen will, dem sei so. Und selbst wenn, dann ist es trotzdem nicht falsch eine Frau in den Mittelpunkt zu stellen. Ein Kommentar war: „Mit wem sollen sich die kleinen Jungen jetzt am Spielplatz identifizieren?“ Guess what, kleine Jungen identifizieren sich auch mit Wonder Woman. Kleine Jungen werden zu starken Frauen wie Rey, Wonder Woman und dem/der neuen Doctor(in?) aufschauen, und sich vermutlich ebenso jemanden an ihrer Seite wünschen. Es bringt nur Vorteile!

Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf das Weihnachtsspecial, die kommende Season und werde mir Broadchurch bis dahin ansehen.

21 Kommentare

Eingeordnet unter Doctor Who

Ein Kommentar zur gegenwärtigen Debatte um die Verschleierung

Oftmals irritieren mich die Dinge im weiten Web mehr, als wie sie mich schockieren. Das Internet ist ein seltsamer Ort mit noch viel seltsameren Gestalten und man sollte sich nicht, insbesondere auf Social Media Portalen, über gewisse Meldungen wundern.

Denn nehmen wir die (erneut oder immer noch) aktuelle Diskussion um das Verbot der Burka in Deutschland her, oder nennen wir sie, um eine Definitionsschlacht zu vermeiden, Diskussion um die Voll-Verschleierung.

Neben den Dingen über die ich mich wundere, irritierte mich schlicht und einfach die Blindheit und die Art und Weise der Argumentation vieler Leute. Manche Kommentatoren zogen beispielsweise den fehlenden Integrationswillen heran, wenn sich eine Frau komplett bedecke, worüber man durchaus streiten kann; manche andere argumentierten damit, man solle den Frauen doch ihren Willen lassen und eine Kleiderordnung führe zurück ins Mittelalter. Oder seien es Religion oder Politik, die heran gezogen werden, denn die Burka bedeute Abgrenzung zu westlichen Werten. Sicherlich, wenn in Aleppo die vom IS befreiten Frauen ihre Gesichtsschleier wegwerfen oder sie gar verbrennen und die Männer sich ihre Bärte stutzen, kann/mag man eine gewisse Nähe darin sehen. Und wenn konservative Gruppierungen sich plötzlich Gedanken zum Burka-Verbot machen, also zur „Selbstbestimmung der Frau“ kann man es den Gegenstreitern nicht verübeln, wenn diese von einer „Scheindebatte“ sprechen, denn Politik ist nun mal Politik und hat selten was mit den Rechten der Frauen an sich zu tun.

Worum geht es denn bei einer Voll-Verschleierung im Sinne einer Burka oder einem Niqab? Um ein Mittel, die Frau als Frau verschwinden zu lassen, kurz: Um die Unterdrückung der Frauen an sich. Oder treffender, wie von der Seite Terre des Femmes formuliert: „Alle Formen des Körperschleiers und des Gesichtsschleiers, sind Ausdruck religiösen Fundamentalismus, der Missachtung und Erniedrigung der Frau und ihrer Degradierung zu einem Objekt.“

Das Kopftuch selbst lasse ich mir vielleicht noch einreden, sei es als dass sie es als religiöse Pflicht wahrnehmen; dann allerdings müsste auf Verhübschung zwecks Make-up oder Mode gänzlich verzichtet werden, wie mir eine muslimische Arbeitskollegin erzählte. Aber genau so wenig, wie ein ordentlich gläubiger Christ jeden Sonntag zur Messe eilt, verzichtet die gläubige Muslima auf Make-up. Oder sei es tatsächlich, dass ihnen die Blicke der Männer unangenehm sind. Dann wiederum leuchtete mir die Kombination mit engen Leggings nicht ein.

Aber eine Voll-Verschleierung? Wieviele Männer oder Familienclans stehen dahinter und zwingen mehr oder weniger die Frauen diese zu tragen? „Ja, fragt doch mal die Frauen selbst, was sie wollen?“Und wieviele Frauen werden sich trauen die Wahrheit sagen? „Dann sollen sich die Frauen doch weigern!“ Um dann ausgestoßen und verfolgt zu werden? Im schlimmsten Falle ermordet? Und wenn die Leute dann von „Selbstbestimmung“ sprechen, wie weit hat eine Frau in dieser Kultur wirklich selbstbestimmt Möglichkeiten bzw. Möglichkeiten zur Selbstbestimmung? Diesen Punkt scheinen alle, die behaupten, man solle nicht über die Selbstbestimmung von Frauen richten, irgendwie zu übersehen und nehmen offensichtlich unreflektiert an, in deren Kultur hätten Frauen tatsächlich ein Mitspracherecht.

Wäre ein Verbot richtig? Ja! Denn man würde ein Zeichen setzen, dass dies in Europa nicht erwünscht ist. Verbiete man es nicht, wird eine Propaganda ermöglicht, wie Frauen zu sein hätten. Verbiete man es nicht, beginnt man Intoleranz zu tolerieren. Würde das Verbot etwas nützen? Vielleicht! Sieht man sich die Situation in Tessin (CH) an, wo die Frauen dann ihre Schleier abnehmen und sich den Gesetzen fügen, scheint dies funktioniert zu haben. Es kommt mir allerdings so vor, als leide der Deutschsprachige Raum immer noch unter den Nachwehen des zweiten Weltkrieges: jede Kritik an fremdländischen Gedanken wird sogleich als Rechtsextrem und Islamophob gewertet, als hetzender Nazi vom Dienst schlecht hin. Selbst liberale Islamgelehrte weisen auf einen ordentlichen Diskurs hin, und sprechen davon, dass der Niqab dem Islam schaden würde.

Erneut, würde das Verbot etwas nützen? Ich fürchte kaum. Es beschränkte sich dann vermutlich auf die Zahlung einer Bußsumme. Aber immerhin setzte es ein Zeichen. Der Zwang sich zu entkleiden jedoch, lädt die Diskussion emotional auf und wenn Bilder, wie aus Frankreich in der Burkini-Debatte (wenn auch nicht ganz vergleichbar), die Rundreise machen, so tut einem vor allem die Frau leid, die sich vor drei Männern ausziehen musste. Fiel jemanden schon mal auf, dass es immer Männer sind, die bestimmen was Sache ist?

Und alsbald man sich in die Debatte einklinkt, folgt die nächste Absurdität, deswegen ein kleiner Exkurs dahin:

„Aber Highheels sind doch genau so unterdrückend. Die Frau fügt sich den wollenden Blick der Männer!“ Richtig. Aber rate, mein lieber Leser, wer gab denn dem Minirock, der Seidenstrumpfhose und den Highheels den erotischen „Code“? Männer! Nicht Frauen müssen sich anders kleiden, der Mann muss aufhören Frauen zu objektifizieren, ganz gleich ob ihr Ausschnitt tief und der Rock kurz ist.

Und ziehen wir zum Vergleich die Parallele zum Thema „Vergewaltigung“ heran, denn oft heißt es: „Frauen, geht nicht nach 10 Uhr Nachts auf die Straße, sonst könntet ihr vergewaltigt werden. Zieht euch nicht sexy an!“ Wtf? Seriously? Die Frau ist also Schuld, wenn sie vergewaltigt wird? Genau das, wird mit dieser Aussage behauptet. Warum heißt es nicht: „Männer, sauft nicht und geht nach 10 Uhr nicht auf die Straße, die Chance, dass eine Frau vergewaltigt wird, sinkt dadurch.“

Es gibt derzeit eine Aktion von Männern, die das Kopftuch für ein Foto tragen, während die Frauen daneben sitzen, mit sichtbarem Haar. Das ist an sich eine lobenswerte Aktion, aber die Unterdrückung durch den gesellschaftlichen Zwang werden die Männer kaum spüren. Und natürlich dankt der Kapitalismus und hievt das Kopftuch zum Fashion Accessoire empor und alles mündet in der Diskussion: Will man Frauen vorschreiben was sie zu tragen haben? Es schließt sich der Teufelskreis.

Interessant ist auch Verbindung zum Alltagssexismus. Ich sah auf Facebook erst kürzlich eine Grafik die sinngemäß sowas sagte wie: „Wann wird über die mangelnden Rechte von Frauen diskutiert: Bei geschlechtsspezifischen Lohnunterschied, bei Alltagssexismus, bei Chancenungleichheit und: Wenn eine Frau ein Kopftuch trägt“ – letzter Teil der Grafik nahm 3/4 ein. No na nit. Während das Kopftuch als sichtbares Zeichen der Unterdrückung gewertet wird – oder eben nicht – so trifft das auf den Alltagssexismus nicht zu, aus dem einfachen Grund, weil man ihn nicht physisch sieht.

Alltagssexismus nehmen viele nicht wahr und/oder registrieren diesen nicht mal, denn ein misogyner Witz „war ja eh nur Spaß“. Chancenungleichheit nehmen ebenso wenig Leute wahr und geschlechtsspezifischer Lohnunterschied resultiert genau daraus und die Leute argumentieren auch noch absurderweise damit. Ja natürlich bekommt die Frau weniger Lohn, wenn sie von vornherein weniger Chancen hatte. Wtf world, are you mad?

Das Kopftuch aber, um in dieser Diskussion den Kreis zu schließen, die Burka sowie der Niqab, sind sichtbar und fremd und fügen sich durch den bedeckenden Aspekt nicht der westlichen patriarchalen Struktur, dass die Frau für den Mann verfügbar sein soll, jedoch aber jenem Aspekt des Patriarchalismus, dass der Mann der Frau vorschreibt was sie zu tragen habe, sei es der Blicke anderer wegen, und/oder weil er sie für sich besitzen möchte; und/oder sie es tragen „will“, eben der männlichen Blicke wegen.

Warum reißt nicht einfach mal der Mann sich am Riemen und achtet auf „seine“ Verhaltensweisen, anstatt dass (oftmals) Männer über das Wohl von Frauen diskutieren?

Und wenn die Süddeutsche Zeitung im Forum frägt ob Westliche Werte und Burka vereinbar sind, so haben es auch diese wirklich nicht verstanden, erneut:

Es geht hier insbesondere nicht einmal nur um die westlichen Werte, sondern um die Werte der Frauen die via Voll-Verschleierung begraben werden. Selbst der Westen hat diesbezüglich noch was zu lernen, was es bedeutet Frauen die exakt selben Rechte zuzugestehen wie den Männern. Es ist immer noch die Frau die Karriere zwecks Kind zurück stellt. Niemand verlangt dies beispielsweise vom Mann, zugegeben in sicher Hinsicht sind auch seine Möglichkeiten begrenzter. Es ist immer noch die Frau, die daheim beim Kind bleibt, wenn es krank ist und die Frau, die nun alles tun soll. Von Haushalt, bis Kind, bis Job und im folgenden diskriminiert wird, wenn sie nur eines der Dinge tun möchte. Möglichkeiten, Herrschaften, es geht hier besonders auch um Möglichkeiten!

Kann ein reformierter Islam helfen? Wenn der Islam – der um ca. 650 Jahre jünger ist als das Christentum und nie eine Aufklärung durchlaufen hat, und somit in vielen Dingen als rückständig gesehen wird – diese althergebrachte Haltung ablegt, so kann er das tatsächlich, sofern er sich der gleichen Aufgabe annimmt, derer man auch in Europa langsam Gewicht einräumt.

Muss man eine Kultur akzeptieren, die anderen Menschen Autonomie nimmt? Nein! Man muss und darf und soll dies nicht. Weiße privilegierte Europäer glauben, man müsse nach jahrelangem Missionieren und der damit oft einhergehenden Auslöschung des einen oder anderen Volkes, alles tolerieren nur weil es von einer anderen Kultur kommt, sei es aus Schuldgefühl oder, dass Multikulti im Neoliberalismus kapitalistisch vermarktbar wird, weil Diversität und so. Warum nimmt man nicht Leute aus dieser betroffenen Kultur und gibt ihnen mehr Sprachraum? Warum glaubt der Europäer er wisse alles besser? Der Aufklärung wegen? Man klagt den Islam der Frauenfeindlichkeit wegen an, aber reißt selbst sexistische Witze. What the hell, world?

Und ja, ich biete eine Lösung: Einzig allein Bildung, Aufklärung und vor allem die Möglichkeit(!) für betroffene Frauen ernsthafte Hilfe und Schutz in Anspruch nehmen zu können, würde vielleicht ein Umdenken bringen. Wenn diese Frauen informiert und sich dessen bewusst wären, dass es eine Möglichkeit gäbe sich aus dem System aus zu klinken ohne sich in Gefahr zu bringen, dann, so denke ich mir, könnte man vielleicht etwas erreichen. Dann könnte ein Bewusstsein geschaffen werden, ein Selbstbewusstsein, dass sie doch mehr sind als wie nur Mutter oder Ehefrau. Mehr als nur ein hübsches Gesicht unter Make-up. Dass sie aus diesem System ausbrechen dürfen, können und sogar sollen.

Und wenn mir einer sagt „Sie können ja!“ Dann wundere ich ernsthaft mich über dessen Geisteszustand: Warum gibt es nicht mehr Berichte von muslimischen Frauen aus islamischen Staaten? Warum lesen wir nicht ständig Reportagen oder Kommentare oder Interviews? Weil diese Frauen in Angst leben. Man braucht nur die simple Biographie von Sabatina James lesen um das Ausmaß zu erahnen. Vielleicht haben wir uns aber nur daran gewöhnt, wie an die verhungernden afrikanischen Kinder. Ja, es gibt sie immer noch! Kümmert es irgendwen? Nein, es betrifft uns ja nicht. Verdammte Wohlfühlgesellschaft.

Es muss sich also etwas in der Grundhaltung gegenüber Frauen ändern. Generell. Solange sie entweder als Objekt zur Unterdrückung, als Eigentum oder als Objekt zur Sexualisierung gesehen werden, wird sich nichts ändern. Da ändert kein Gesetz der Welt etwas dagegen. Und dieser Appell richtet sich an Frauen, wie an Männer gleichzeitig.

Links (Auswahl):

Ein Kommentar

Eingeordnet unter /fem-mode on, Kulturelles, So sei es

Ein Sammelsurium an (feministischen) Gedanken im Jahr 2016

Inspiriert von Gesprächen mit meiner feministischen Muse.

Der Fall GinaLisa und der Hass gegen eine weibliche Fußballkommentatorin sind nur wenige Beispiele zeigen, dass es auch in Europa „nicht besser“ ist. Ganz zu schweigen von den US of f. A.

„Frauenhass“ ist ein Grenz – und Zeit überschreitendes Phänomen. Feminismus kann, soll und muss als Befreiung aller Frauen von „patriarchaler Gewalt“ verstanden, und darf nicht nur als „Wohlfühlprogramm“ gesehen werden, demnach alles okay ist, solange sich Frauen nicht unwohl fühlen. Wenn Beyonce sich als Feministin berufen fühlt und damit den Verkauf ankurbelt, sich aber gleichzeitig lasziv in die Kamera räkelt, trägt dies keine politische Botschaft in sich. Sie enthebt sich lediglich der Verantwortung, durch klare Werte vielleicht unangenehm aufzufallen und sich Kritik auszusetzen. Feminismus dient nicht dazu, von Männern sexy und cool gefunden zu werden. Männer können den Feminismus unterstützen, ihn jedoch zu sexualisieren läuft in die Gegenrichtung.

Ebenso gehört Kapitalismuskritik dazu, um etwa aufzuzeigen wie absurd es ist zu glauben, es sei ein Zeichen feministischer Selbstbestimmung Produkte zu kaufen, die einen schöner machen sollen und es dann als feministisch einzuordnen, in Annahme man tue es ja um seiner Selbst willen. Gleichzeitig aber wird man darauf gedrillt „hübsch“ zu sein und die Katze beißt sich selbst in den Schwanz. Nimmt man sich aus dem System heraus, fällt man womöglich negativ auf, was wiederum unangenehme Konsequenzen für weitere Aspekte des Lebens nach sich ziehen kann.

Und anstatt Flüchtende als Chance zu sehen, den Kulturübergreifenden Frauenhass zu thematisieren, wird ein Grabenkampf unter Feministinnen abgehalten, bei dem sich diverse Seiten gegenseitig diffamieren. Im gleichem Zug wird von recht traditionellen politischen Gruppierungen der Feminismus für ihre Zwecke instrumentalisiert, der „böse schwarze Mann“ und die „arme weiße Frau, die selbstbestimmt sein soll“ – gleichzeitig wird mit einer nackten Frau geworben, während zwei Seiten weiter im Parteibuch steht, die von Gott zugesprochene Rollenverteilung darf nicht aufgehoben werden. Same same, but different?

In der aktuellen Diskussion legt man besonderen Wert auf sekundäre Dinge, wie das Binnen-I. Einerseits soll dafür Bewusstsein geschaffen werden, andererseits bleibt eine negative Konnotation zurück. Ganz abgesehen von banalen Dingen, dass es auf den Lesefluß störend wirkt, lenkt es von den eigentlichen Problemen ab: Gleichberechtigung und Gleichbehandlung, gleiche Entlohnung und Chancengleichheit. Gäbe es eine einheitliche Entlohnung, die lediglich auf Qualifizierungen achtet, wäre es auch den Vätern möglich, die Mutter zu entlasten und anständige Karenzzeit zu nehmen. Somit könnten gewisse traditionelle Strukturen aufgebrochen werden.

Denn das Problem beginnt bereits in der Kinderstube wo Mädchen Puppen und Schminke bekommen und Buben nicht weinen sollen, „kein Mädchen“ sein dürfen. Bereits vor der Geburt wird die Chancengleichheit beeinträchtigt. Daher sind starke Frauenfiguren wie beispielsweise Rey aus Star Was  ein Schritt in die Richtung Mädchen zu verklickern: Du kannst beides sein, Prinzessin UND Kriegerin und Buben zu lehren: Starke Frauen sind in Ordnung. Dass Disney dem entgegen wirkt und es weit weniger Rey-Material gibt, da Buben nicht mit einer Puppe spielen wollen, besiegelt die Sache für sich.

Um auf die Flüchtenden zurück zu kommen: Dass Frauenrechte in muslimisch geprägten Staaten unter den Standards von Jenen in Österreich sind heißt weder, der in Österreich sei hoch genug, noch sich unreflektierter wie falscher Toleranz hinzugeben. In westlichen Länder ist die Demokratie ein Wert an sich ist, der nicht in Frage gestellt werden darf. Wenn das Kopftuch vorgeschrieben wird ist dies nicht vereinbar mit der Selbstbestimmung und Autonomie. Genauso dumm wäre es, das indische Kastensystem integrieren zu wollen, da es nicht mit der Selbstbestimmung eines jeden Menschen einher geht. In diesem Fall beträfe es auch Männer. Shit happens.

Wenn Frauen einer französischen Universität glauben, sie täten mit dem „Kopftuchtag“ den muslimischen Frauen etwas „gutes“, indem sie sich mit der Religion solidarisieren, ist dies schlicht und einfach falsch. Iranische Frauen kämpfen ihren eigenen Krieg und bitten westliche Frauen ausdrücklich darum, das Kopftuch nicht zu tragen.

Dass aber auch High-Heels bei manchen Feministinnen als Zeichen der Unterdrückung gesehen werden, da sie aus dem Grund tun, dem Mann zu gefallen und sich objektifizieren, bekam erst kürzlich durch die Aussage von Kit Harrington wieder Gewicht, der sich objektifiziert fühlte, weil er bei einem Shooting sein Hemd ausziehen hätte sollen. Der Aufschrei eines „weißen, europäischen Mannes“ im Bezug auf Objektifzierung ist nicht mit der Objektifzierung von Frauen gleichzusetzen. Aber sicherlich, Sexismus funktioniert in beide Richtungen.

Den Sexismus, den Schauspielerinnen täglich erleben, die oft nur aufgrund ihres Äußeres gecastet werden, lässt die Frage zu: Wo soll man mit Systemänderungen anfangen? Es beginnt alleine schon damit, dass Frauen weit weniger verdienen und ersetzt werden, wenn sie nicht „sexy“ genug sind. Die Rollenauswahl ist dementsprechend gelegt. Üble Nachrede, sie habe sich hoch geschlafen sind sie erfolgreich, bleibt Männern oftmals erspart. Und wenn, wird es als heroische Tat gesehen. Frauen über 40 haben fast keine Chance mehr auf vernünftige Rollen, außer man trägt einen berühmten Namen. Männer hingegen haben kein Haltbarkeitsdatum im Film. Selbst alternde Hunks können danach in eine andere „Kategorie“ wechseln. Sind sie „fett“, können sie sich maximal in einer Komödie etablieren – wobei dort die meisten Witze auf ihre Kosten gehen (Freier Auszug aus Moviepilot.de, Punkt 3).

Wenn Frauen ihre Körper zeigen, muss das nicht zwangsläufig etwas mit Selbstbestimmtheit zu tun haben, sondern kann Teil einer patriarchalen Struktur sein, dass Frauen primär über ihre Körper Selbstbewusstsein erlangen, was wiederum gut ins neoliberale System passt. Wenn Frauen also glauben, es wäre eine Stärke der Frau, sich auszuziehen, und demzufolge im Glauben handeln ein Alphatier zu sein, in dem sie etwas tun, dass sie ja selbst wollen, könnte man schließen, sie folgen nur dem System. Wie ein Witzbold meinte: Der Sieg der Männer über den Feminismus manifestierte sich darin, dass Poledance nun ein anerkannter und ordentlicher Sport ist. Sicherlich, Poledance kann sehr ästhetisch sein.

Männer hingegen, die sich beziehungsweise ihren Körper als mächtig, selbstbewusst und cool präsentieren wirken lächerlich und selbstverliebt. Frauen hingegen werden oft durch die Augen von Männer gesehen und danach beurteilt. Der oft in den Medien parodierte und tatsächlich existierende Neid unter den Frauen ist das beste Beispiel dafür, und macht die Sache nicht besser. Sestra!

Wenn also einerseits, der (sehr wohl gerechtfertigte) Aufschrei eines Mannes bezüglich Objektifzierung, mehr Aufmerksamkeit erzielt, als wenn eine Frau es anspräche, dies aber aufgrund anderer Voraussetzungen nicht verglichen werden kann, und andererseits der Aufschrei eines Mannes belustigt wird, weil eben nicht vergleichbar, so mündet es dann nicht in einer gewissen Ambivalenz? Während Frauen ihr Unbehagen aus universellen Positionen aussprechen, da sie, ganz gleich in welcher Gesellschaft und in welcher Zeit, überwiegend Benachteiligung erfuhren, äußert ein Mann das Empfinden individuell, ohne eine politisch gesellschaftliche Komponente mitzutragen und Frauen deswegen nur mehr belächelt werden, weil ihre Belange zu „mühsam“ sind? Eine Änderung des kollektiven Verhaltensmusters wäre sicherlich aufwendig, insbesondere wenn eine Seite glaubt, sie verliere dabei. Und eben genau deswegen muss der „Wohlfühl-Feminismus“ scheitern, nachdem alles in Ordnung sein soll, solange niemand verletzt wird. Er bleibt inhaltslos. Dieser doppelte Standard äußert sich weitergehend darin, dass man als Frau einerseits zwar selbst entscheiden kann, wie man sich kleidet und präsentiert, einem jedoch unterstellt wird, man täte es nur der männlichen Aufmerksamkeit wegen, andererseits bleiben kaum andere Möglichkeiten, denn Unterlassung führe erneut zu einem Zwang (es eben nicht zu tun) und eventuellen zu negativen Konsequenzen, wenn man nicht in gewissen Belangen am System partizipiert.

Wtf?

 

Auswahl an Übersicht der Links:

2 Kommentare

Eingeordnet unter /fem-mode on, Just about Life, Kulturelles, So sei es