14. September 2011 · 16:01
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Die Spannung stieg mit jedem Handgriff. Adrenalin schoss durch meinen Blutkreislauf als ich mein Handgepäck auf die Wage stellte. 3,4 .. 5,6 .. 6,7 .. 8,9.. 9,9…. 9,9! Ich stand draussen und wartete auf den endgültigen Einlass in die Boeing 737-800. Ryanair. 9,9. Es gibt einen Gott! 9,9. Es gibt einen Gott! Vielleicht.
Vielleicht?!
Zumindest wurde damit wieder einmal die Existenz des hämischen Wesens bestätigt. Das hämische Wesen? mag sich manch einer vielleicht fragen. Das hämische Wesen ist eine Kreatur, die einem Kind gleicht. Manchmal freundlich und gütig, beugt es sich nieder und rettet Regenwürmer und Nacktschnecken im strömenden peitschendem Regen. Es ist gütig zu Spinnen und anderem Getier und hilft beim Abwasch. Aber manchmal zieht es die Katze am Schwanz und tratzt den Hund. Es ist verspielt und grausam, zerschlägt die Sandburg des anderen und hilft sie ihm dann wieder aufzubauen – und wenn man denkt es geht nicht mehr schlimmer, dann zieht es dir die Schaufel über den Schädel. Was ist Gott? Allmächtiges gütiges Oberhaupt des christlichen Glaubens, anthropomorph gedacht.
Mein Gepäck wiegt also 9,9 kg – erlaubt sind maximal 10kg Handgepäck. Allerdings ohne Laptop. Dieser befindet sich kurz über meinem Hintern in meiner Hose, versteckt durch die Jacke die ich um meine Hüften gebunden hatte.
Die Sicherheitskontrollen passierte ich ohne Probleme. Dann begann das warten, meine kleine Handtasche in der einen Hand, das Handgepäck in der anderen. Ein Angestellter von Ryanair kam mit einem Pappkarton um die Größe der Koffer zu testen. Oh nein! dachte ich mir, das geht nie gut. Das geht sich nie aus. Wobei, es könnte sich ausgehen. Vielleicht geht es sich aus. Ich zitterte, lächelte aber freundlich. Aber siehe da, es gibt einen Gott! Der Pappkarton passte grad noch über meinen Koffer. 9,9! Es gibt einen Gott, ich bin mir sicher und beginne beinahe zu beten und Dankessagungen zu reimen. Boarding! Es geht los. Yay! Ich bin übern Berg. JA! Geschafft. Es gibt einen Gott! Heute ist der Tag an dem ich gläu…
„Madam, please put your bag in here“. Es kalter Schauer jagt mir über den Rücken. Ich drehe mich um, die Dame sieht mich prüfend an. „Please put your bag in here“. Ich gehe hinüber und stopfe und drücke was das Zeug hält. Und siehe da – ich bekomme den Koffer geradewegs noch in das Metalgestell hinein – aber nicht mehr herraus. Ich ziehe und ziehe, aber er bleibt stecken. Ich ziehe weiter. Die Leute schauen mich belustigt an. Es gibt keinen Gott, es gibt keinen Gott, das hämische Wesen reibt sich grinsend die kleinen faltigen Hände und schlägt mit der Schaufel auf die Sandburg ein. Bam! Bam! Es lacht. „Repack your bag please. And what is this? Another bag? Please put them in your bag please“ Ich nicke freundlich, knie mich nieder, bin kurz davor meinen Koffer zu öffnen. Nein, ich habe schon die Reiseverschlüsse in der Hand und ziehe daran. Das geht sich nie aus, es gibt keinen Gott. Dann blickte ich auf, denke nicht sondern handle. Ich nicke der anderen Dame, die mein Ticket abgerissen hatte freundlich zu, schnappe mit Pass und Ticket, meinen Koffer und sause ab durch die Mitte die Stiegen hinunter. Entkommen! Ich erschaudere. Erneut pumpt sich Adreanlin durch meinen Körper. Meine Hände zittern. 9,9. Gleich spüre ich die kalte Luft um meine Ohren. 9,9. Normalerweise würde ich frieren doch der schottische Wind wirkt ernüchternd. 9,9. Gleich habe ich es geschafft. Gibt es einen Gott? Vielleicht. Aber die Existenz des hämischen Wesens, hatte sich dadurch wieder einmal bestätigt. Es sieht mich irritiert an und hüpft von davon als ob nichts gewesen wäre.
Aber mal realistisch gesehen. Was hätte schlimmstenfalles passieren können? 40 Pfund in Bar zu bezahlen, die ich nicht dabei gehabt hätte, ich zu einem Bankomaten hetzen hätte müssen, den ich erst aufsuchen hätte können, um diese dann heraus zu lassen um dann vielleicht keinen Sitzplatz mehr am Fenster zu bekommen. Thats it. All die Aufregung um 40 Pfund, umgerechnet geschätzte 45 Euro zu sparen..
Ja meine drei treuen Leser, heute war der Tag, an dem ich beinahe angefangen hätte an einen christlich-gütigen Gott zu glauben. Beinahe! Beinahe.
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