Woche #0408

Nachtrag.

Die gestrige Karaoke-Nacht [in diesem Falle schon zwei Wochen her] gab reichlich Erkenntnis:

Singe Songs, welche gewisse gesangliche Kompetenzen erfordern, wie „Let it go“ oder „Run to you“, wenn möglich zu Beginn, wenn noch ganz wenige Menschen da sind. Die Akustik ist besser, der DJ stellt das Mikrophon tatsächlich sinnvoll ein und ich schaffte es, fast alle Töne zu treffen. Der Nachteil: Die Stimmbänder sind beleidigt und wollen, wie alles andere auch, vor Einsatz aufgewärmt werden.

Wenn du glaubst, ein Lied perfekt zu können, weil du es ja eh schon so oft gehört und in der Vergangenheit unter der Dusche gesungen hast – muss ich dich leider enttäuschen. Madame (8) – ein viel zu seltener Gast, die Karaoke hasst und sich all zu früh wieder verabschiedete, wünschte sich „All I want for Christmas…“ und ich dachte mir: „Natürlich schaffe ich das! Locker!“ Ich stellte mir vor, wie ich die ersten Zeilen perfekt wiedergab. Und die ersten Töne klangen auch.. okay, soweit. Etwas eingerostet aber, akzeptabel. Bis dann der Text gänzlich fremd und die Musik seltsam klang. Es lag sicher an der Version, und auch der Text war sicher nicht stimmig. Ganz bestimmt.

Ich beschwerte mich einst darüber, dass der Herr DJ mich und Konsorten immer nur selten singen lässt, während Melinda, Brigitte und ChrisY’All! öfters zum Mikrophon dürfen, weil sie „coole“ Songs singen, oder weil sie einfach unfassbar cool sind, den DJ bestechen oder Alkohol konsumieren, who knows. Nun, gestern durften WIR (die non alcholholic-Pago Fruchtsaft mit Wasser verdünnt-trinkende Disney-, Whitney Housten-, Opern-, Metal-, und Queen-Fraktion) öfters singen. Warum? Weil sich noch kaum weitere Gäste eingefunden hatten. Und es war großartig! Ich liebe es, wenn weniger als 10 Leute anwesend sind. Man kann alles singen! Alles! Als sich gegen halb 12 andere Menschen in das düstere Loch begaben, wurden wir fast gänzlich aus der Playlist verbannt. Aber in dem Fall war es okay: Ich sang 10 Songs und konnte mich früh auf den Heimweg machen. Darunter „At last!“, „Don’t stop me now“, „Phantom of the Opera“ (wir probierens immer wieder, ich nehms mir vor, und versage) und „Nothing else matters“.

Btw., niemand mag das „Pokémon-Theme“ mit mir singen. Niemand. Und das finde ich traurig. I wanna be the very best. Like no one ever was. To catch them is my real test To train them is my cause. POKÉMON!

Madame (8) merkte irgendwann an, dass wenn ich alleine an der Bar sitze, einen Pago mit Leitungswasser trinke, ein Geek-Shirt trage und Disney-Songs singe, doch etwas merkwürdig wirken mag. Warum? Warum zum Teufel? Ich finde Leute die alleine an der Bar sitzen (die generell alleine ausgehen), keine Alkoholischen Getränke trinken (generell keine Alkoholischen Getränke trinken), ein Geek-Shirt tragen (generell..) und Disney-Songs singen (…) unfassbar attraktiv! Frauen wie Männer. Period. Woher diese verschrobene Ansicht, man würde merkwürdig wirken, what the heck? Hauptsache jemand vernichtet 10 Flaschen Bier, lallt und grölt irgendwas in die Menge – sowas ist absolut normal und nicht merkwürdig. Mhm.

„Shake it off“ ist ein toller Song und einer meiner Lieblingssongs (er betreibt perfekte Gemütswäsche und verwandelt Trübsal in Fröhlichkeit) – aber er eignet sich absolut nicht für Karaoke und klingt, besonders zu zweit, wie eine schlechte A-Capella version. Wobei ich oder meine Duett-Partnerin (nicht Madame (8), sie würde nie singen, eben so, wie sie nie auf einer Couch schlafen würde – ich habe es ihr angeboten, sie lehnte ab) den ersten Ton getroffen haben müssen, denn wir fragten uns mit Blicken: „Ist ja da jetzt die Original-Stimme dabei? Wtf? Warum?“ Wir verstummten kurz, nein, da war keine Stimme, vielleicht war es aber auch nur die Menge im Hintergrund. Auch: Die Songs von Taylor Swift müssen 110% Text-sicher sein, sonst verliert man sich und findet nur schwer wieder den Einstieg.

Es war also, ausnahmsweise, eine erfolgreiche Nacht. Im Gegensatz zur letzten Woche, als ich den Blutmond verpasste (aber menstruierte) und lediglich 3x singen durfte – und das mehr schlecht als recht. Ich komme mir mittlerweile vor wie der Typ aus Misfits, der darauf wartet, dass sich seine Kräfte offenbaren und dann am Ende bemerkt, dass er unsterblich ist. Wait a second… Und Medium für bestimmte (tote) Leute. Die ersten zwei Seasons waren einfach großartig.

Übrigens. Was mir gerade einfällt – um diesen tollen Abend abzuschließen:

Als ich mich auf den Heimweg machte (zu Fuß ca. 20 Minuten) fiel mir irgendwann eine Gestalt auf, die offenbar den gleichen Weg hatte. Ich wechselte die Straßenseite, ein anderer Passant wich mir höflich aus, während ich mir die Aufnahmen des Abends anhörte. Irgendwann bemerkte ich, auch die Person, die noch weiter hinter mir war, hatte die Straßenseite gewechselt. Ich dachte mir nichts dabei. Dann wechselte ich erneut. Auch die Person wechselte und hatte aufgeholt. Es handelte sich übrigens um einen Mann. Ich wechselte nochmals und blickte immer wieder mit einem Auge zurück. Er wechselte ebenfalls wieder. Und holte noch mehr auf. Kurz darauf bog ich ab, er ging weiter und wechselte wieder auf die andere Seite zurück, während er mir nach blickte. Ich ging zu einer Haustür und tat, als suchte ich den Schlüssel und wartete, bis er hinter dem Block verschwunden war – und setzte dann meinen eigenen Weg fort, blickte aber immer wieder zurück, in die Seitengassen, ob er nicht plötzlich heraus kam. Das erste Mal, dass mir sowas passiert ist.

Fun Fact und eigentlich sollte/müsste man dies nicht erwähnen, ich fands trotzdem amüsant: Der Mann, der mir zuerst ausgewichen war, war dunkelhäutig. Der, der mich verfolgt hatte, weiß. Es könnte auch durchaus sein, dass ich mich täusche und der Mann einfach so wechselte oder mich gar beschützen wollte und sich nun schlecht fühlt, weil er glaubt, dass durch #metoo alle Männer unter Generalverdacht stehen. Well, guess what..

Anway, was es auch immer war. Es war creepy.

In diesem Moment fühlte ich mich in Innsbruck unsicherer als in New York. Sollte ich mir einen Pfefferspray besorgen? Madame (8) verneint, er könnte gegen mich eingesetzt werden – und wenn die andere Person zu Schaden bekommt, könnte ich wegen Körperverletzung angezeigt werden. Well…

4 Kommentare

Eingeordnet unter Just about Life, Medien, So sei es, Weekly Stuff'ish

4 Antworten zu “Woche #0408

  1. Hey, deine Tipps für Karaokeabende habe ich an meinem tatsächlich 99% genauso befolgt. Nur war bei mir leider mehr Metal und weniger Oper enthalten. Darauf hin musste ich eine gute Stunde aussetzen, da kein Ton mehr heraus kam. Ich hätte mit dir das Pokémon Theme gesunden und den Pokémonrap! Wir hatten damals leider Themes bei uns in der Liste, dafür allerdings den Time-Warp (und viele Disney Songs). Den konnten dann sogar fast alle tanzen und die Bar ging ab wie Schmitz Katze.

    Statt Pfefferspray gibt es diese kleinen Luftkissen oder Piper, die einen ohrenbetäubenden Lärm machen. Quasi eine Fußballtröte nur in sehr klein, bekommt Aufmerksamkeit und verschreckt erst einmal jeden. Ich kann verstehen, dass du das creppy fandest, ist mir auch einmal passiert. Allerdings in Prag und sehr früh morgens, war schon drauf und dran dem Typen aufzulauern und ihm meinen Schlüssel in die Seite zu rammen. Habe gott sei Dank davon abgesehen… Creepy hin oder her, ich glaube dass wäre schlecht für mich vor Gericht ausgegangen.

    Ps: Geek Shirts sind cool, genauso wie Non-Alkohol-Getränke!

    • Das ist sehr lieb von dir :) Es gibt also doch noch gute Menschen :D

      Ja genau! Ich muss dann auch mindestens 15-20 Minuten warten, bis ich das nächste singen kann. Immerhin gibt es ein paar Disney Songs die man zum Besten geben kann. Man könnte sie auch kaufen, aber .. naja, dazu müsste sich die DJ-Situation erst ändern.

      Bis jetzt hab ich noch nichts, das letzte mal als ich war, hat mich ein Kollege ein Stück begleitet. Aber weißt eh, wenns passiert, ist es zu spät was zu tun. Und im Zweifelsfall bekommt man tatsächlich eine Anzeige wegen Körperverletzung.

  2. Keiner will das Pokemon Theme singen? Dann kannst du den Schuppen doch vergessen :D Ich kann nicht singen und wenn ich mich mal auf eine Karaoke Bühne getraut habe (in meinem Fall angetrunken) dann wurde im schrägsten Ton Backstreet Boys gesungen. Die Menge war damals nicht begeistert und hat uns nur entsetzt angeschaut, obwohl ein Kumpel sogar Animateur gespielt hat, um die Menge anzuheizen. Seitdem halte ich mich von der Bühne fern. Ich singe nicht mal unter der Dusche, weil ich selbst von meinem Gesang angewidert bin. Aber das Pokemon Theme oder Disney Songs hätte ich bestimmt mitgesungen, wenn es mal jemand auf einer Karaoke Bühne gesungen hätte…aber das habe ich noch nie erlebt :/

    • Ich hoffe, dass ich diesen Freitag Glück habe :D Und ja, „deine“ Gruppe gibt es, neben Poltergruppen, auch ganz häufig. Die stehen dann zu fünft vor zwei Mikrophonen, grölen irgendwas, sind etwas beschämt und eine Stunde später singen sie dann Barbie Girl ohne jegliches Schamgefühl ;)

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..